Kreisimker Marco Otte zeigte Interessierten in Lübeln die Dunklen Bienen, die er efolgreich im Wendland angesiedelt hat.

“Bienen sind die wichtigsten Nutztiere”

Lübeln. Es begann wie in einem Krimi: Eines Morgens vor vier Jahren kam Kreisimker Marco Otte zu seinen Dunklen Bienen im Rundlingsmuseum in Lübeln, aber: sie waren einfach verschwunden. Der oder die Täter hatten zwölf Völker mit geschätzten über 100.000 Bienen gestohlen.

Bis heute ist nicht geklärt, wer hinter dem spektakulären Diebstahl steckt, die Marco Otte seit 2016 in Lübeln angesiedelt hatte. Ein großer Rückschlag für das ambitionierte Projekt, welches der Kreisimker ins Leben rief.

Vor kurzem aber konnte Otte gemeinsam mit dem Imkerverein Wendland in Lübeln vorführen, dass er die vom Aussterben bedrohte Dunkle Biene erfolgreich ein zweites Mal angesiedelt hat.

Die Dunkle Biene gilt als die Ur-Biene Mitteleuropas, und war fast verschwunden. Seit der letzten Eiszeit vor rund 10.000 Jahren lebte sie in den Wäldern Nordeuropas, angepasst an das oft raue Klima zwischen Alpen und Skandinavien. Mit ihrem schwarzen Panzer, dem breiten Hinterleib und ihrer sparsamen Brutweise war sie perfekt für kühle Regionen gerüstet. Doch seit dem 19. Jahrhundert wurde sie zunehmend von gezüchteten Unterarten verdrängt. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt sie in Deutschland als praktisch ausgestorben. Nur wenige Initiativen, etwa die Arche-Projekte, kämpften weiter für ihren Erhalt.

Im Wendland hat Marco Otte die Wiederansiedlung der Dunklen Biene gestartet – unterstützt vom Imkerverein Wendland und der Firma Steinicke aus Seerau. 2016 begann er mit ersten Völkern. Dank Hilfe konnte er das Projekt nach dem Diebstahl neu aufbauen.

Heute gibt es wieder mehrere Völker in Lüchow-Dannenberg. Erste Zuchterfolge machen Hoffnung, dass die Dunkle Biene langfristig zurückkehrt. „Sie ist Teil unserer natürlichen Kulturgeschichte und ein Stück verlorener Vielfalt“, sagt Otte.

Hauptgrund für das Ansiedeln der Urzeitbiene ist es, den Genpool zu erhalten, erläuterte Bernhard Hansl vom Imkerverein: “Die Dunkle Biene ist ein ,Gen-Schatz’: Ihre Eigenschaften könnten in Zukunft – angesichts Klimawandel und Krankheiten – unverzichtbar sein.”

“Das stärkste Argument ist, dass Bienen die für uns wichtigsten Nutztiere überhaupt sind”, sagte Robert Lettenbichler aus Seerau, der das Projekt seit 2019 fördert, da sein Betrieb auf Landwirtschaft angewiesen ist. “Und wir wollen die Biodiversität im Landkreis fördern”, erläutert Lettenbichler.

Ein weiteres Argument sei, dass die Biene einen sehr ausgeprägten Pollensammeltrieb zeige, betont Marco Otte. “Das stärkt die Artenvielfalt, da sie ein breiteres Spektrum an Pflanzen bestäuben – wichtig für die Landwirtschaft und den Naturschutz nicht nur im Wendland.”

Hauptziel der aktuellen Initiative ist es, eine “vitale, sanftmütige Biene mit stabiler Genetik” zu züchten. Eine größere genetische Vielfalt – etwa durch zwölf Vatervölker – soll Inzucht vermeiden und langfristig eine widerstandsfähige Population sichern. Gleichzeitig müsse die Behandlung gegen die Varroa-Milbe kontinuierlich erfolgen. Ottes Ziel: “Uns geht es um eine sichere, nachhaltige Wiederansiedlung der Dunklen Biene mit robustem Genpool, der auch zukünftigen Herausforderungen wie neuen Krankheiten und Schädlingsdruck standhält.”

Die Dunkle Bienen war lokal über Jahrtausende an Klima, Vegetation und Landschaft angepasst, bevor sie durch Zuchtformen verdrängt wurde. Marco Otte: “Sie fliegt schon ab etwa 5 Grad Celsius, auch bei Wind, Kälte und Feuchtigkeit. Im Wendland, wo Frühling und Sommer wechselhaft sein können, ist das ein klarer Vorteil.”

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