Belebendes und Neues in Hitzackers Kneippkurgarten
rs Hitzacker. Wer einen Garten hat, der kennt es: Man hat vergessen, Vorher-Bilder aufzunehmen, sodass das Ergebnis aller Mühen – ohne entsprechenden Vergleich – nachher anmutet, als ob es schon immer so gewesen wäre. Dem Besucher des Hitzackeraner Kneippkurgartens mag es ähnlich ergehen, wenn er in dem gepflegten Areal Erholung und Entspannung sucht. Dabei ist dort in den vergangenen Monaten vieles geschehen, auch, weil Hitzacker staatlich anerkannter Kneippkurort bleibenwill, ein Prädikat, mit dem die Elbestadt seit 2010 werben darf. Eine Überprüfung erfolgt alle zehn Jahre; Mitte September wird dort einePrüfungskommission erwartet. So wurden im Kneippkurgarten die Wege verbessert,die Treppen befestigt unddas über 200 Quadratmeter große Beet, das das Arm-und Tretbecken zur Hälfte einfasst, komplett neu angelegt.
Dort, wo bis Mai 2020 Bambus wucherte, scheint dieNatur ein Füllhorn an duftender und blühender Vielfalt ausgeschüttet zu haben.Unzählige Bienen, Schmetterlinge und weitere Insektenlaben sich am Nektar der zum Teil übermannshohen Pflanzen, zumeist Stauden, die stimmig miteinander für ihren Standort in der prallen Sonne komponiert wurden.
„Bei der Auswahl war es mir wichtig, dass sie gewissen Kriterien entsprechen: Die überwiegend mehrjährigen Pflanzen sollten nicht zu anspruchsvoll und farblich
aufeinander abgestimmt sein. Dem Gast möge sich während der gesamter Blühperiode etwas Blühendes zeigen. Gemäß einer der fünf Säulen der Kneipp’schen Gesundheitslehre, galt es diverse Heil- und Küchenkräutereinzubringen. Und überdies wollte ich die Fläche insektenfreundlich gestalten, was mir in etwa zu 90 Prozentgelang“, berichtet Gärtnerin Marliese Schliefer, die seitens der Stadt Hitzacker den Auftrag zur Anlage und Pflege des Beetes, „denn Garten ist ein Prozess“, erhalten hatte. Hilfe erfuhr und erfährt sie dabei von drei Mitarbeitern des Marketingvereins ALMA.
Und damit beginnt ein ebenso lehrreicher wie anregender Rundgang: Denn die 68-Jährige, die ursprünglich aus dem Fränkischen stammt, aber seit 1980 mit Unterbrechungen im Kreisgebiet lebt, wo sie bei einem Bio-Betrieb in Nienwalde ihr Handwerk erlernte und sich mit 60 selbstständig machte, weiß über jede der eingebrachten Pflanzen vieles zu erzählen. Und man hört der Frau, die ungern im Mittelpunkt steht und deren zweite Profession die Sozialarbeit war, gern dabei zu.
Schon nach einigen Schritten, am Anis-Ysop, stoppt sie, lädt zum Probieren dieser leckeren Tee- und Gewürzpflanze ein. Noch dem süßen Geschmack nachsinnend, referiert Schliefer über das Echte Herzgespann, deren Auszüge etwa bei nervösen Herzbeschwerden genutzt werden könne. „Bohnenkraut und Thymian kennt jeder aus der Küche“, geht es weiter. Nebenbei erfährt man über die antibakteriellen, antibiotischen und schleimlösenden Eigenschaften des Thymians und, dass Bohnenkraut verdauungsfördernd wirke. Schon seit ihrer Jugend beschäftige sie sich mit „der sie umgebenden Natur, die ich liebe“, streut sie ein und spricht weiter über die Gundelrebe: „Sie kann überall dort eingesetzt werden, wo Eiter im Spiel ist.“ Es geht zu Königskerzen, zu Echinaceae und Fenchel, an dem der seltene Schwalbenschwanz gerne seine Eier ablegt, zu dem Beet des Kneippvereins, welches mit Frauenmantel und der Rose „Weg der Sinne“ an die verstorbene Kneipp-Therapeutin Marianne Münchow erinnert. „Es wächst hervorragend, weil es im Frühjahr viel regnete und der Boden gut ist.“ Lediglich die Wühlmäuse und der Besuch von Rehen trübt etwas das Bild in dem Garten, den auch durch Corona mehr Gäste zu besuchen scheinen.
„Der Stadtrat, allen voran die stellvertretende Bürgermeisterin Ulrike Laudel-Voigt, hat durch sein stetes Engagement erreicht, dass viele insektenfreundliche Blühflächen entstanden“, unterstreicht die Gärtnerin. Auch die Blühgruppe des Vereins Gemeinsam für Hitzacker, der sie angehört, hat mit
dem Pflanzen von über 20 000 Blumenzwiebelnund einem Staudenbeet an der Jeetzel zu der Vielfaltbeigetragen.