Bräuche und Feiertage – von Undine Stiwich
us Regional. Der Mai ist für viele Menschen der schönste Monat des Jahres; er wird auch Wonnemonat genannt, weil man in diesem Zeitraum das „Gefühl der Beglückung“ erleben könne: Die Natur erwacht. Gärten und Wiesen zeigen sich mit vielen Farben aus früh blühenden Blumen geschmückt. Außerdem ist der Wonnemonat Mai ein Jahresabschnitt für Verliebte: Hinter dem Holunderbusch traf man sich einst und tauschte Küsse aus. Es hieß, dies sei ein Heiratsversprechen für das kommende Jahr im Mai. Der Volksglaube meinte, die Liebe im Mai und die drauffolgende Hochzeit werde ein Leben lang halten. Immer noch weit verbreitet ist der Tanz in den Mai: Das Ritual geht auf die Heilige Walburga zurück. Sie war eine englische Äbtissin im frühen Mittelalter. Die Walpurgisnacht wurde durch Goethes „Faust“ bekannt. Der Volksglaube besagt, dies ist der Tag der Hexen, die auf dem Blocksberg tanzen – gemeint ist der Brocken im Harz.
Zudem verfügt der Mai über mehrere Feiertage – mitunter fällt sogar das Pfingsfest hinein: Schon am Beginn, am 1. Mai, der diesjährig auf einen Sonntag fällt, ist ein Feiertag: der „Tag der Arbeit“. Ursprünglich geht dieser Gedenktag auf Arbeiterunruhen in den USA und Kanada zurück. Man forderte einen Acht-Stunden-Tag und bessere Bedingungen. Die Polizei versuchte die Demonstration gewaltsam aufzulösen. Es gab viele Verletzte und auch Tote. In den folgenden Jahren erinnerten weltweit Arbeiter an diesen Tag und standen weiterhin für den Acht-Stunden-Tag ein.
Traditionell am zweiten Maisonntag – 2022 am 8. Mai – wird in Deutschland der Muttertag oder Muttersonntag gefeiert. Dieser Gedenktag entstand bereits im 16. Jahrhundert in Großbritannien. Erst 1914 erklärte der US-Präsident Woodrow Wilson den Muttertag zum Nationalfeiertag.
Inmitten des Monats befindet sich die „Kalte Sophie“. Das schöne Maiwetter wird durch kaltes, frierendes Wetter unterbrochen.
Christi Himmelfahrt fällt immer auf einen Donnerstag – diesjährig auf den 26. Mai. Dieser wird 40 Tage nach dem Osterfest begangen. Drei Tage vor Himmelfahrt wurde einst mit einem Bittgottesdienst für eine gute Ernte gebetet. In der Himmelfahrtswoche sollte man nicht säen, keine Bohnen oder Erbsen pflanzen. Auch sollte man nicht nähen, denn wenn man sich stechen sollte, heile die Wunde das ganze Jahr nicht. Kräuter, die an diesen Tagen gesammelt werden, wurde eine besondere Heilkraft nachgesagt. Hinge man diese in den Viehstall, gedeihe das Vieh und die Kälber und Ferkel würden von keiner Krankheit befallen.
Warum am Himmelfahrtstag sich ein Vatertag mit Ausflug entwickelte, könnte daran liegen, dass die Jünger zum Ölberg gegangen sind, um sich von Jesus zu verabschieden, der dann in den Himmel aufstieg. Begleitet wird der Mai durch ein Getränk: die Maibowle. Frisch gepflückte Waldmeisterblätter, ohne Stiel und Blüte, sollten über Nacht getrocknet werden. Dann kommen zwei Flaschen gekühlten lieblichen Weines und eine Flasche Sekt dazu – statt des Sektes geht es auch mit Mineralwasser. Alles eine halbe Stunde ziehen lassen und danach die Waldmeisterblätter herausnehmen. Ein Prosit auf den Mai!