Die Chance auf gute Routen

Letzter Teil der Reihe „Leben auf einem Kreuzfahrtschiff“

bv Wustrow/Malta. Kurz vor Pfingsten beendete Luca Jagow seine letzte Reise und kann die Saison für dieses Frühjahr abhaken. Damit endet unsere Reihe über Luca Jagow, Physiotherapeut aus Wustrow, der für den Kiebitz von seinen Erlebnissen an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Mein Schiff 6“ berichtet. Der Kiebitz stellt einige letzte Fragen, die auch die Leser interessieren.

Wie lange kannst du, besser: willst du diesen Job machen? Hast du einen „Plan B“?

Tatsächlich halte ich mir den Zeitraum offen, wie viele Verträge ich noch auf dem Schiff fahre. Ich strebe das Ziel an, eine eigene Praxis für Physiotherapie zu leiten. Die Zeit zwischen den Verträgen bietet mir daher Gelegenheit, mich weiterzubilden. In der heutigen Zeit braucht man als Physiotherapeut keinen Plan B. Die Nachfrage nach Physiotherapeuten ist groß, das Job­angebot ist es auch. Es ist eine schwierige Ausbildung oder Studium, die heute noch oft selbst bezahlt werden muss. Wenn ich nicht mehr zur See fahre, wäre mein nächstes Ziel die Osteopathie.

Gibt es Aufstiegsmöglichkeiten an Bord?

Das Schiff ist bekannt für Aufstiegsmöglichkeiten, diese sind abhängig von den jeweiligen Departements. Bei uns im Spa-Bereich kann man sich als Assistant-Manager oder Manager hocharbeiten. Dafür sind mehrere Verträge erwünscht – mit Erfahrung an der Rezeption und ein Spa-Job, wie beispielsweise Kosmetikerin oder Physiotherapeut. Man könnte also einen Vertrag als Physiotherapeut fahren und einen als Spa-Rezeptionist. Anschließend kann man sich als Assistant-Manager einarbeiten lassen. An der normalen Rezeption zum Beispiel reichen zwei Verträge, und man kann direkt Assistant-Manager werden. Natürlich muss auch die Nachfrage bestehen. Die Manager-Positionen sind natürlich sehr beliebt und werden daher bei nur sechs Schiffen der Flotte vergeben. Ich persönlich habe kein Interesse an einer Manager-Position, da ich für die Tätigkeit viel im Büro sitzen würde und kaum noch Kontakt zu den Gästen hätte. Das entspricht nicht meinem Berufsbild als Physiotherapeut, aber ich gönne es natürlich den Leuten, die stolz auf ihre Streifen auf der Schulter sein können.

Wie ist der Verdienst im Vergleich zu dem, was du an Land verdienen kannst? Kannst du an Bord auch etwas zurücklegen, für später?

Der Verdienst im Vergleich zum Land ist etwas höher. Das Grundgehalt an sich ist zwar niedriger, aber dadurch, dass ich mehr Stunden arbeite und oft auch Trinkgeld bekomme, hat das einen positiven Einfluss auf das Gehalt am Monatsende. Es ist tatsächlich auch abhängig von den Buchungen. Da wir auf dem Schiff wohnen, wird die Verpflegung für uns Crew gewährleistet. Schlafplatz und Nahrung sind inbegriffen – für uns als Crew sehr vorteilhaft, um etwas Geld zurückzulegen.

Wie ist das mit Liebesbeziehungen unter Angestellten, ist das „erlaubt“ oder möglich? Oder sagt man sich professionellerweise: „Don‘t touch work“, wie es so schön heißt?

Zum Thema Liebesbeziehungen: Es sind einige an Bord aus unterschiedlichen Nationen, die in einer Beziehung sind, und manche auch schon verheiratet. Dies sind aber mehr Mitarbeitende aus dem asiatischen Raum. Grundsätzlich gibt es viele Beziehungen an Bord, für die meisten natürlich was Ernstes, für den einen oder die andere aber auch nur was „Unkompliziertes“, oder, wie wir auf dem Schiff so schön sagen: „Ship­life“, aber das gibt es ja auch außerhalb vom Schiff.

Letzte Frage: Bist du an das eine Schiff gebunden? Oder kannst du die Schiffe oder Routen wechseln? Immerhin klingt es schon ziemlich perfekt, was ihr an „Destinations“ so erlebt.

Das Gute ist, dass man sich die Schiffe ab dem zweiten Vertrag aussuchen kann. Das ist allerdings nicht so einfach, wie man denkt, denn es gibt nur zwei bis drei Physiotherapeuten pro Schiff. Daher ist es eine beliebte Position. Wenn man sich aber früh genug um einen Anschlussvertrag kümmert, hat man die Chance auf gute Routen, man hat es also selbst in der Hand. Es gibt auch mal Situationen, wo man transferiert wird, dann wird man auf ein anderes Schiff versetzt. Das kann mehrere Gründe haben. Meistens passiert es, weil es die Personalverwaltung entscheidet.

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