Heinke Kelm ist Botanikerin mit Leidenschaft
bm Grippel. Wenn Heinke Kelm durch ihren Garten schlendert, bleibt sie oft stehen, hockt sich hin und begutachtet Pflanzen. Manchmal sind es noch kleine zarte Blätter, die gerade erst aus der Erde hervorlugen, und dennoch ihre Aufmerksamkeit erregen.
„Hier haben wir einen kleinen Lämmersalat. Er gehört zur Familie der Korbblütler und ist nur noch selten auf Ackerflächen zu finden. Er ist stark gefährdet, weil er auf intensiv bewirtschafteten Flächen nicht überleben kann“, informiert sie über die für den Laien nur schwer auszumachende Pflanze. In ihrem Garten sind mehr als 200 verschiedene, heimische Wildpflanzen, neben typischen Gartenpflanzen zu finden. Auf der Rasenfläche sind Areale mit unterschiedlichen Mähzeitpunkten angelegt. Kelm nennt es kreatives Mähen. Es gibt unter anderem ein kleines Ackerbeet, zwei Teiche und einen Gemüsegarten.
Der Garten ist aber nur ein Bestandteil ihrer Leidenschaften und ihres Engagements rund um die Botanik. Denn Heinke Kelm ist Mitbegründerin des botanischen Arbeitskreises in Lüchow-Dannenberg. „Dieser Arbeitskreis wurde 2002 als ein lockerer Zusammenschluss von Leuten, die sich für wild wachsende Pflanzenarten interessieren, gegründet.“ Zu den Aufgaben des Arbeitskreises zählen unter anderem die Auflistung ungewöhnlicher Bestandsgrößen oder -entwicklungen sowie Arten, die neu in der Region sind. Zu berücksichtigen ist zudem die Gefährdung einzelner Arten und das Einbeziehen klimatischer Veränderungen. „Wir kartieren einzelne Gebiete, und pflegen diese in eine floristische Datenbank ein.“ Es sei oft eine Sisyphusarbeit.
Als sie vor einiger Zeit ihren Sohn zum Bahnhof nach Uelzen brachte, hat sie auf dem Rückweg in Nausen halt gemacht, um die dort wachsenden Pflanzen zu bestimmen. „Drei Stunden hat es gedauert. Ich habe einen Block dabei, auf dem ich alle vorkommenden heimischen Wildpflanzen abhaken kann. Das eigentliche Bestimmen schwieriger Arten mache ich dann zu Hause. Insgesamt sind 180 Arten an dem Tag zusammengekommen.“
Viele Arten weiß sie aus dem Kopf. Zur Unterstützung hat sich die Hobbybotanikerin ein schwedisches Fachbuch gekauft, in dem 1500 Pflanzenarten aufgezeichnet und erklärt werden. „Es ist zwar auf schwedisch, aber vieles erschließt sich.“
Durch die regelmäßige Kartierung ließen sich die Veränderungen in der Flora sehr gut erkennen. „Teilweise durch klimatische Veränderungen, aber auch duerch die intensivere Landnutzung. So gibt es kaum noch Sumpfdotterblumen.“ Die wilde Verbreitung von Gartenpflanzen durch Komposthaufen im Wald sehen die Botaniker nicht gern. „Oft verdrängen sie heimische Pflanzen. Die Narzisse beispielsweise verbreitet sich mittlerweile auch, schadet aber nicht.“
Auch das Insektensterben stehe in einem engen Zusammenhang mit dem Pflanzensterben. „Um eine bestimmte Insektenart zu finden, muss ich erst die entsprechende Pflanzenart finden.“ Staudenstängel aus dem vergangenen Sommer stehen noch in ihrem Garten. „Dort überwintern Insekten und die Wespen benutzen Teile der abgestorbenen Pflanze als Nistmaterial.“
Neben ihrer Leidenschaft für Botanik berät Kelm als Vorsitzende des Landschaftspflegeverbandes Landwirte für bestimmte Förderprogramme, die zu den Agrarumweltmaßnahmen zählen.
Wer sich für den botanischen Arbeitskreis interessiert, kann sich unter: heinke_kelm@t-online.de melden. Der botanische Arbeitskreis bietet auch Exkursionen an.