bv Wendland/Gold Coast. Wer an das Wendland denkt, hat grüne Wiesen, Fachwerkhäuser und die Elbe vor Augen – nicht gerade Wale und Delfine. Doch genau diese Meeresbewohner stehen im Mittelpunkt der Arbeit von Dr. Jan-Olaf Meynecke, der aus der Nähe von Clenze stammt und heute an der australischen Gold Coast forscht. In Meußließen aufgewachsen, ging er auf die Grundschule Clenze, danach aufs Gymnasium in Lüchow. „Nach dem Abi war ich für drei Monate in Australien“, berichtet er. „Nach dem Zivildienst habe ich in Lüneburg Umweltwissenschaften studiert. In der Zeit war ich für Praktika und die Masterarbeit immer wieder in Australien. Für meine Doktorarbeit bin ich mit einem Stipendium an die Griffith University an der Gold Coast gegangen.“
Gemeinsam mit seiner Kollegin Olivia Crawley hat Meynecke dort gerade eine einzigartige Untersuchung veröffentlicht, die von Medien auf der ganzen Welt aufgegriffen wurde: Wie oft begegnen sich Bartenwale und Delfine – und wie verhalten sie sich zueinander?
Die Antwort überrascht: „Wir haben festgestellt, dass die Begegnungen viel häufiger stattfinden, als angenommen – und oft sogar verspielt und freundlich ablaufen“, sagt Meynecke. Für ihre Studie werteten die Forschenden nicht nur wissenschaftliche Beobachtungen, sondern auch Fotos und Videos aus sozialen Medien aus – insgesamt 199 dokumentierte Fälle aus 17 Ländern. Die meisten Sichtungen kamen aus Australien und den USA. Besonders häufig trafen Buckelwale auf Große Tümmler. „Oft schwimmen die Delfine direkt vor dem Wal – das sogenannte Bow Riding. Manchmal kam es sogar zu kurzen Berührungen oder zum spielerischen Anheben eines Delfins durch einen Wal“, erzählt Meynecke. Aggressives Verhalten, wie Schwanzschläge, sei dagegen selten gewesen.
Mit speziellen Kameras, die direkt an Walen befestigt wurden, konnte das Team beobachten, dass Delfine die großen Meeressäuger nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in bis zu 50 Metern Tiefe begleiten. Ob Spiel, Neugier oder soziale Kontaktpflege – die genauen Gründe sind noch nicht vollständig geklärt. Für Meynecke hat die Forschung auch eine Botschaft: „Je mehr wir über das Sozialleben dieser Tiere wissen, desto besser können wir sie schützen.“ Die Arbeit zeigt zudem, wie neue Technologien und Bürgerbeteiligung – etwa über Drohnen oder soziale Medien – wertvolle Beiträge zur Wissenschaft leisten können.
Übrigens hält der Meeresbiologe aus Meußließen seiner Heimat die Treue: „Die Winter verbringe ich immer im Wendland, aber die Weltmeere sind mein Arbeitsplatz geworden.“