Erinnerungsabend zur ersten Fährfahrt in Hitzacker

35 Jahre Freiheit

bv Hitzacker. Am 19. November 1989, vor 35 Jahren, fuhr die erste Fähre bei Hitzacker über die Elbe – zunächst nur von Ost nach West. Klaus Lehmann hatte in der Alten Sargtischlerei in Hitzacker einen Erinnerungsabend dazu organisiert – geboten wurde ein aufwühlender Rückblick auf eine Zeit des Wandels und der Hoffnung.

Viele Interessierte waren gekommen, „auch wenn die meisten nicht selbst dabei waren, als die Fähre das erste Mal die Ufer verband“, weiß Lehmann. Vier Zeitzeugen waren eingeladen: so Heinrich Rücker, der selbst in Bitterwerder aufgewachsen ist und 1974 dort, im Elbvorland, zwangsaus­gesiedelt wurde. Er stand als einer der Ersten am noch verschlossenen Grenztor und war mit auf der ersten Fähre. Christian Zühlke, damals Bürgermeister der Stadt Hitzacker, erinnerte an die bewegenden Tage zuvor, als durchsickerte, dass bald auch hier sich das Tor in Bitter öffnen würde, und von seiner Vision eines vereinten Deutschlands, aus damaliger Sicht. Karin Toben, damals dpa-Journalistin, schilderte die spannungsgeladenen Stunden des Wartens.

Norbert Erler, der das Geschehen filmisch dokumentierte, sprach über die Herausforderungen und Emotionen während der Dreharbeiten. Heinrich Baumgarten las abschließend aus seinen Erinnerungen vor, wie die erste Fahrt von West nach Ost am 24. Dezember ihn ergriffen hat.

Auch aus dem Publikum kamen Wortmeldungen, wie sehr dieser Tag sich in ihrem Leben eingebrannt hatte. Eines der Themen des Abends: „Was hat sich für uns verändert?“

In einem Punkt waren sich alle einig: wie sehr die Euphorie von damals von der Wirklichkeit eingeholt wurde – sowohl positiv, dem Glück – „wir konnten überall hin und hatten nun unsere Freiheiten“, wie Heinrich Rücker es ausdrückte. Aber auch negativ, durch enttäuschte Hoffnungen, etwa in Bezug auf ein gemeinsames Europa, mit Russland als Partner.

Andreas Gehrke, Bürgermeister der Gemeinde Amt Neuhaus, widersprach der landläufigen Auffassung, dass die Elbe nur Grenzen setze. „Vielmehr müssen wir nur wollen, uns gegenseitig zu begegnen, aufeinander zuzugehen.“

Er erlebe immer wieder, wie überflüssig es sei, zwischen Ost und West zu trennen und Empfindlichkeiten hervorzuheben: Nur im Gespräch, im Zuhören, könnten wir voneinander erfahren und lernen. Für seinen Beitrag erntete er großen Beifall. Holger Mertins, Bürgermeister der Stadt Hitz­acker, pflichtete ihm bei und erinnerte an die vielen Sportkontakte nach der Wende, die Brücken bauten, bis heute. Egon Behrmann, Senior der Feuerwehr Hitzacker, berichtete, dass sich die Feuerwehr Hitzacker und die Feuerwehr Lübtheen in dieser Woche in Erinnerung ihrer 35-jährigen Verbindung treffen.

Avatar-Foto

Redaktion Kiebitz 05841/127 422 vogt@ejz.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert