Familie Heller lässt Dorf in Warmweiß erstrahlen
bm/bv Bösel/Seerau. „Wir wurden damit quasi überfallen“, schmunzelt Ramona Haaker. „Hier im Dorf wird gern gefeiert. Nach dem Traktor-Pulling stellten wir fest: Es gibt sonst nichts mehr vor Ort. Ein Nachbar schlug vor: Feiern wir einfach bei Haakers ein Lichterfest. So war das. Inzwischen geht vor dem ersten Advent literweise Glühwein weg, Bratwürste, Kinderpunsch. Wir haben da Spaß dran. Und im Corona-Jahr haben die Nachbarn wenigstens was zu gucken.“ Frage: Wie teuer ist denn so was? „Ein Kleinwagen steckt da drin“, seufzt Ramona. Und es wird jedes Jahr etwas mehr …
Auch in Bösel wird es in der Adventszeit besonders hell – seit 15 Jahren. Denn dann schmücken Ingrid Heller und ihre Töchter Heike Heller und Tanja Rautenberg ihr Haus mit unzähligen Lichterketten, Kränzen und Girlanden. Von Anfang an sind auch Verena Möller und ihre Tochter Milena mit im Boot, die seit vielen Jahren eine Wohnung im Haus gemietet haben. Zusammen brauchen sie etwa vier Tage, um alles zu schmücken, die Kabel zu verlegen und vernünftig anzuschließen. „Die Ketten am Hausgiebel bleiben das ganze Jahr über hängen“, erzählt Tochter Heike. „Aber es kommt immer noch etwas hinzu“, berichtet Ingrid Heller. Und so ist im Garten mittlerweile richtig was los.
Besonders stolz sind die Hellers auf den großen Hirsch, der auf einer Plattform in der Mitte des Fischteichs vor dem Wintergarten steht und in sanftem Warmweiß leuchtet.
Das Haus in Bösel ist bekannt und macht das Dorf jedes Jahr zu einer kleinen Weihnachtsattraktion. „Pünktlich zum ersten Advent machen wir die Lichter an, dann nimmt der Verkehr tatsächlich zu. Die Autos fahren langsam vorbei. Viele bleiben stehen und machen Fotos. Das kennen wir schon“, erzählt Heike Heller. Das stört die Bewohner nicht. Im Gegenteil: Sie freuen sich, dass die Leute sich interessieren. „Einmal kam sogar eine Kindergartengruppe, um sich das Haus anzusehen. Die Kinder haben dann Lieder für uns gesungen. Das fand ich toll“, erinnert Verena Möller sich an die rührende Begebenheit. Und Ingrid Heller weiß, dass es ein Taxiunternehmen gibt, „die regelmäßig ältere Leute hier vorbeifahren, damit die sich das ansehen können“.
Inspiriert wurden Hellers durch ein aufwendig geschmücktes Haus in Dortmund. „Da bin ich immer dran vorbeigefahren, wenn ich meine Schwester besucht habe. Ich habe immer angehalten und mir angeschaut, wie die das gemacht haben“, so Heike. „Leider wurde den Besitzern das dann verboten, denn das Haus lag in Sichtweite zur Autobahn und hat viele Fahrer abgelenkt, so- dass es zu Unfällen kam.“ Auch das Haus der Hellers leuchtet im Advent bis weit über Bösel hinaus.
Oft stehen die Bewohner selbst davor und schauen, was man noch machen könne. Dann beratschlagen sie, ob irgendwo eine neue Leuchte eingesetzt werden müsse oder ob man noch einen Stern platzieren könne. „Du könntest dein Treppengeländer noch schmücken“, schlägt Heike ihrer Nachbarin vor. „Die Treppenstufen würde ich gerne beleuchten“, antwortet Möller. Und so geht es jedes Jahr. Wichtig ist es dem Quintett, dass alles in Warmweiß leuchtet. „Diese bunten flackernden Lichter sind nichts für uns“, betont Ingrid Heller.
Durch die LED-Leuchten halte sich der Stromverbrauch der etwa 20 000 Lichter in Grenzen. Angeschaltet wird täglich von 16 bis 23 Uhr und frühmorgens von 6 bis 8 Uhr. Und am 6. Januar wird alles abgebaut und sorgfältig in Kisten verstaut. „Wir haben im Keller extra Räume, da steht die Beleuchtung sicher und trocken. Nach Neujahr reicht es auch, aber wenn ich es einräume, freue ich mich schon auf nächstes Weihnachten“, erzählt Ingrid Heller. Selbst die Nachbarn haben sich der Lichterleidenschaft angeschlossen.