Flachsanbau im eigenen Garten

Rundlingsmuseum Wendland ist Partner bei „1qm Lein“

lk Lübeln. Ein Leinenhemd aus dem eigenen Garten? Das Projekt „1qm Lein“ macht es möglich. Denn es bringt die einst wichtigste Textilfaser Europas in private Gärten in ganz Deutschland – und jetzt auch ins Wendland. Das Rundlingsmuseum Wendland ist seit Kurzem Partner des Projekts. Das zentrale Anliegen ist, das Wissen um den Anbau und die Verarbeitung von Flachs, das im Wendland bis ins 19. Jahrhundert weit verbreitet war, neu aufleben zu lassen.

Das Projekt „1qm Lein“ begleitet die Teilnehmenden von der Aussaat über die Ernte, das Riffeln (Samenkapseln entfernen), Rösten (Auftrennen der Fasern durch Feuchtigkeit), Brecheln, Schwingen und Hecheln (Befreiung der Fasern von den holzigen Bestandteilen) hin zum Spinnen und Bandweben – mit Anleitungsvideos, Tipps und einem Online-Mitgliederbereich zum Austausch unter den Teilnehmenden – einzusehen unter www.1qmlein.de.

Riffeln, rösten, brecheln, schwingen, hecheln

Das Rundlingsmuseum Wendland unterstützt das Projekt und wird sich im kommenden Jahr intensiv dem Flachsanbau und der Leinenherstellung widmen: Im Schaugarten des Museums wird Flachs ausgesät. Die etwas in die Jahre gekommene Dauerausstellung zu Flachs und Leinen wird neu konzipiert und inhaltlich ergänzt. Etwa sollen die Handelswege für Flachs und Leinen verfolgt werden – schließlich war die Herstellung von Leinen lange ein wichtiger Nebenerwerb für die bäuerliche Bevölkerung. Und auch die Verbindung mit dem Kolonialismus und dem Handel mit versklavten Menschen sollen thematisiert werden. Zur Wiedereröffnung gibt es für fortgeschrit­tene Spinnerinnen und Weber einen Workshop zur Flachsverarbeitung. Höhepunkt wird im Herbst 2025 ein „Aktionstag Flachs“ sein, bei dem alle eingeladen sind, ihren eigenen angebauten Flachs zu verar­beiten.

Ursprünglich kommt die Idee zum Projekt „1qm Lein“ aus Schweden, der Verein Werk & Wandel Dresden hat es nach Deutschland geholt. Die Historikerin und Projektkoordinatorin Mona Knorr vom Verein Werk & Wandel sagt: „Flachsanbau und -verarbeitung war immer eine Gemeinschaftsaufgabe, für die Menschen von verschiedenen Höfen zusammengekommen sind. Leider geht das Wissen um Anbau und Verarbeitung seitdem immer weiter verloren und damit auch die Wertschätzung für die aufwändige Textilherstellung”, so die Historikerin. „Das Projekt ‚1qm Lein‘ möchte das ändern.“

Wer im kommenden Jahr in seinem eigenen Garten oder auf dem Balkon Flachs anbauen will, kann sich ein Saatgutpaket bestellen (www.1qmlein.de/mitmachen) und die Reise vom Saatkorn bis zum fertig gewebten Leinenband erleben.

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