Mira Schubert und Nils Klawon sind ausgebildete Clownschauspieler
bm Woltersdorf. „Heute kommt der Zirkus in die Stadt!“ Ein großes Hurra ertönt. „Heute kommt der Zirkus nicht in die Stadt!“ Ein bedauerndes „Ooh, schade“ kommt von den Kindern. Dann geht es weiter mit dem Aufwärmspiel, das Mira Schubert im Garten der Woltersdorfer Kapelle unlängst mit den kleinen Teilnehmern des Zirkusprojekts Lapadou gestaltete. Nils Klawon, der dieses Projekt ebenfalls betreut, baut derweil zwei Stationen zum Üben auf. An der einen Station sollen die Kinder versuchen, auf einem großen Laufball zu knien oder sogar zu stehen. An der zweiten Basis wird Nils mit den Kindern üben, auf einem Rola Rola, das aussieht wie ein Wackelbord, zu stehen. Alles keine einfachen Übungen. „Uns ist es wichtig, dass die Kinder vor allem Spaß an der Sache haben und über ihre Grenzen hinauswachsen“, informiert Klawon über das wöchentlich stattfindende Projekt.
Mira und Nils sind neu in Woltersdorf, genauer gesagt wohnen sie seit März im Wendland – in einem Bauwagen, zusammen mit ihrer kleinen Tochter. Das Zirkusprojekt ist im Grunde ein Nebenschauplatz der beiden Künstler, denn beide sind staatlich anerkannte Clownschauspieler und haben eine dreijährige Ausbildung an der Berufsfachschule für Clowns in Hofheim-Lorsbach absolviert. Zusammen sind sie seit 2016 die Compagnie Lapadou: ein Clown-Duo mit sehr vielen Facetten.
Beide treten gerne auf und unterrichten genauso gern. Denn ein Clown zu sein bedeutet nicht immer, nur lustig zu sein. ,Das „lustigsein’ kommt dann von selbst. Eigentlich erst, wenn man sich auf der Bühne wohlfühlt und seine eigenen Ängste und Grenzen überwunden hat. Vieles ist reines Handwerk“, erzählt Nils, der nach seinem Studium selbst noch zwei Jahre als Dozent an der Clownschule unterrichtet hat. Die Ausbildung sei ungeheuer vielfältig. „Man lernt zu jonglieren, zu improvisieren und Regie zu führen. Artistik, Dramaturgie und Akrobatik gehören ebenso dazu.“
Als Compagnie Lapadou treten sie regelmäßig und deutschlandweit auf. Oft in pantomimischen Stücken. Mira ist als Clownin Tine Florine eine eher freundliche Person, immer ein breites Lachen um die rote Clownsnase. Nils als Clown Nieb ist vielschichtig und hält der Gesellschaft gern den Spiegel vor. „Ein Clown impliziert alle Gefühle, immer in überhöhter Form.“
Denn ein Clown zu sein schärfe den Blick fürs Wesentliche. Komplexe, vielschichtige Themen würden auf ihren Kern reduziert, kommentiert eine Teilnehmerin aus einer Coaching-Fortbildung ihr Erlebnis. Denn das Coachen ist ein weiteres Standbein von Nils.
„Das Unterrichtsziel, besonders bei diesem Projekt hier in Woltersdorf, ist eine Mischung aus Leistung, Wohlbefinden und Spaß. Als Coach beispielsweise mussten wir einmal Führungskräfte innerhalb von zwei Tagen auf ihre Rollen als Klinikclowns vorbereiten. Es ging dabei um Empathie und darum, Verständnis für verletzliche Menschen zu bekommen.“
Beide sind auch solo unterwegs. Mira gibt unter anderem einen Körpertheaterkurs für Frauen. „In dem Kurs vermittle ich, den körperlichen Ausdruck als Erzählmittel zu nutzen und sich selbst zu erfahren. Die Übungen kommen aus den Bereichen Tanz, Schauspiel und Atemtechnik.“ Unterrichten und auf der Bühne zu stehen sind für Mira eine Symbiose: „Das eine nährt das andere.“ Die Woltersdorfer Kinder werden ihr Gelerntes jedenfalls in der kommenden Weihnachtszeit vorführen, informiert das Paar.