Im Shutdown Plan B entwickelt

Friseurmeisterin aus Lüchow arbeitet jetzt im Supermarkt

Zum ersten Teil

bv Lüchow. Das Amt konnte keine Bedürftigkeit erkennen. Stattdessen empfahlen die Behörden, anstehende Zahlungen auszusetzen, an die Krankenkasse oder das Finanzamt. „Aber diese Stundung hat mich im Laufe des Jahres natürlich eingeholt. Es muss ja irgendwann alles bezahlt werden“, seufzt die Friseurmeisterin. Da die Betriebsausgaben durch die von der Regierung empfohlenen Stundungen nahezu auf null gesenkt wurden, musste sie zu allem Übel die Sofortzahlungen wieder zurückzahlen. Aber Personalkosten blieben, trotz Kurzarbeit. Wieso das? Überstunden und Urlaub müssen zuerst genommen werden, das wird aber im Kurzarbeitergeld nicht berücksichtigt. Zum Glück hatte Schulz kleine Rücklagen. Die aber sind inzwischen auch aufgebraucht.

Ab Mai 2020 durfte dann wieder geöffnet werden. „Wir haben dann eine Sechs-Tage-Woche gemacht, um alle Kunden bedienen zu können. Auch durften wir nicht alle Plätze besetzen, mussten Pausen einhalten. Aber: Wir haben uns schnell an die Abläufe gewöhnt.“ Und Friseure sind nicht als Treiber der Pandemie bekannt – es gab bundesweit nur ganz wenige Infektionen. Was ihr den Lebensmut und die Fröhlichkeit schließlich komplett raubte, war die Ankündigung des zweiten Shutdowns. „Als es hieß: wieder zumachen, da wurde mir ganz anders“, erinnert sie sich. Zum ersten Mal in ihrem Leben habe sie Angst gehabt, Angst vor der Zukunft. „Für die Angestellten immerhin ist gesorgt, sie gehen wieder auf Kurzarbeit. Aber ich fragte mich: Wovon soll ich leben? Gelder brauchst du nicht beantragen, Grundsicherung auch nicht.“

Sie erhält nach eigenen Angaben keinerlei Hilfe für ihren Lebensunterhalt, muss ihr Geschäft neun Wochen lang ohne Hilfen vom Staat finanzieren, kann das Hilfspaket für ihren Salon erst ab Februar 2021 beantragen. Ihr Freund schließlich hatte die rettende Idee: Er kam mit dem Leiter des Edeka-Marktes in Clenze ins Gespräch und berichtete von seiner Frau. Der bot der Friseurmeisterin an, in das Team einzusteigen – einfach so, direkter Sprung ins kalte Wasser.

„Seitdem kann ich wieder lachen, habe wieder Kontakt zu Kunden, habe wieder Lebensmut“, berichtet Maike Schulz. Sie macht Kasse und packt Ware. Aber, so lacht sie: „Ich werde der Lebensmittelbranche nicht treu bleiben. Sobald ich den Salon wieder öffnen darf, kann ich wieder gehen.“ Sie ist dankbar für den Job und den Chef, der ein Herz für ihre Zwangslage und sie als Quereinsteigerin beweist. Und für das Team, welches sie herzlich aufnimmt. Aber sie ist auch sauer auf die Regierung. „Die Großkonzerne werden unterstützt. Die kleinen Unternehmer aber werden vergessen. Da gehen viele von pleite. Ich frage mich: Sind wir nicht wichtig? Andere Handwerker dürfen ja auch weiterarbeiten.“ Was ihr Mut macht: „Meine Kunden rufen an und fragen, wann es wieder losgeht. Und so Frisuren wie jetzt waren in den 1970-er-Jahre ja auch in“, lacht Schulz.

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