Wer wollte, durfte sich von Lehrer Marcel Kohla im E-Rollstuhl-Trike herumfahren lassen - Besucher Kevin probierte es aus.

Jeder als Teil eines Ganzen

bv Dannenberg. Es riecht nach Kaffee und frischem Gebäck, an den Tischen wird gelacht und geplaudert, und auf den Fluren der Wendlandschule herrscht geschäftiges Treiben: Beim Herbstmarkt präsentieren die Schülerinnen und Schüler voller Stolz, was sie im Laufe des Jahres geschaffen haben. Stelen aus Ton, die sich gut in jedem Garten machen, kleine Kunstwerke aus dem Werkunterricht oder selbst gebastelter Weihnachtsschmuck wird angeboten, und vieles findet Abnehmer unter Eltern, Freunden und “treuen Gästen”, wie Schulleiterin Martina König die Besucher nennt, die schon seit vielen Jahren zu den Festen der DRK-Wendlandschule kommen.

„Wir hatten einfach das Bedürfnis, wieder etwas zu machen“, erzählt König. Die Frage war nur – was? Eine Kollegin brachte den Herbstmarkts ein.

Der Vorteil: Für die Kinder gibt es mehr zu erleben, es gibt Rätsel-, Spiel- und Experimentierstationen. So haben die Kinder Beschäftigung und Spaß, während die Eltern in Ruhe Kaffee trinken und sich austauschen können.“

Tatsächlich ist der Herbstmarkt mehr als nur eine Verkaufsveranstaltung. Er ist ein Stück gelebte Gemeinschaft, geprägt von einer besonderen Atmosphäre: entspannt, offen, wohlwollend. „Hier darf jeder so sein, wie er ist“, sagt König: “Manche Kinder sind laut, andere ziehen sich zurück oder verhalten sich auf ihre eigene Art.” Doch an der Wendlandschule werde das nicht nur akzeptiert, sondern als Teil des Ganzen verstanden. „Wir gehen respektvoll miteinander um. Jeder weiß: Ich darf so sein – aber ich achte auch darauf, dass die anderen ebenfalls gut sein können.“

König versucht eine Erklärung: “Das Zusammensein mit Menschen mit Behinderung führt einfach dazu, dass alle miteinander einen zugewandteren Umgang haben. Man muss genauer gucken: Wo braucht jemand Unterstützung? Wo ist jemand schräg, der aber so ist? Das darf hier so sein. Das ist es, was ausstrahlt, und was für alle zum Gefühl führt, dass hier eine gute Atmosphäre herrscht.”

Auch von außen erfährt die Schule Anerkennung. „Ich komme immer sehr gerne her“, betont Sonja Petersen, Präsidentin des DRK-Kreisverbands, zu dem die Wendlandschule gehört. „Es ist beeindruckend zu sehen, was hier geleistet wird – nicht nur von den Kindern, sondern auch von den Lehrkräften und Mitarbeitenden. Mit viel Engagement schaffen sie es, jedes Kind mitzunehmen und ein Stück normales Leben zu ermöglichen. Das verdient höchsten Respekt.“

Viele Eltern und Gäste kennen die Tradition seit Jahren. Wie Martina König berichtet, steht die Wendlandschule seit 30 Jahren unter Trägerschaft des DRK. “Aber die Schulform gibt es schon seit Anfang der 1970er-Jahre.”

Schon am alten Standort in Grabow waren die Märkte feste Termine im Kalender, so König. Mit dem Umzug ins neue Gebäude in Dannenberg im Jahr 2005 wurde die Tradition fortgeführt, nur die Pandemie brachte eine längere Pause. Umso mehr freut sich die Schulleiterin, dass jetzt wieder so viel Leben in die Räume eingekehrt ist.

Zwischen Tonarbeiten, Experimentierstationen und Kerzenschein zeigt sich: Der Herbstmarkt ist ein Ort, an dem es nicht um Perfektion, sondern ums Miteinander geht. Ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche ihre Kreativität entfalten und Erwachsene für einen Moment Teil dieser besonderen Gemeinschaft werden. Und, wie Martina König betont: “Dass man für ein paar Stunden spürt, wie gut es tut, wenn wirklich jeder einfach sein darf, wie er nun mal ist.”

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