Ein Viertel aller Pflegebedürftigen ist jünger als 65
lk Lüchow-Dannenberg. Der Internationale Tag der Pflege am 12. Mai würdigt das Engagement aller Menschen, die in der Pflege tätig sind. Obwohl die Pflege durch Corona vorübergehend mehr Aufmerksamkeit erhalten hat, ist sie nach wie vor eher ein Randthema. Gerade für junge Menschen scheint das eigene Pflegerisiko gering. Was viele dabei nicht wissen: Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit war Ende 2020 knapp ein Viertel aller Pflegebedürftigen jünger als 65 Jahre. Birger Mählmann, Pflegeexperte der IDEAL-Versicherung, berichtet über ein reales Schicksal: Im Jahr 2014 beantragte die damals 32-jährige Anna H. ihre private Pflegeversicherung. Zu diesem Zeitpunkt war die junge Frau beruflich erfolgreich und sportlich aktiv. Als Vorerkrankungen waren eine Schilddrüsenunterfunktion sowie ein Tennisellenbogen bekannt. „Im Februar 2015 bekam Anna H. eine Grippe mit den typischen Symptomen, die sich nicht besserte. Ihr gesundheitlicher Zustand war so schlecht, dass sie fünf Monate krankgeschrieben war. Im Herbst litt sie unter Übelkeit und Schmerzen beim Beugen. „Als die Ärzte schließlich eine bildgebende Untersuchung anrieten, wurde eine akute Hepatitis festgestellt“, so Mählmann weiter. „Die Ursache ist unbekannt.“
Anna H.s Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide, eine Lebertransplantation war unausweichlich. Sie wurde auf die Dringlichkeitsliste gesetzt und bekam im November 2015 ein neues Organ. Am Anfang stieß ihr Körper die neue Leber ab, ihr Zustand besserte sich dennoch. Nach einem Monat, in dem ihre Eltern hofften und bangten, konnte sie das Krankenhaus verlassen und wurde in die ambulante Weiterbehandlung entlassen. Im Laufe der nächsten Jahre kamen weitere Krankheiten und Krankenhausaufenthalte dazu. Inzwischen ist Anna H. auf den Rollstuhl angewiesen. Das Gutachten des MDK vom Oktober 2019 bestätigt ihr den Pflegegrad 3. Sie erhält seitdem eine monatliche Rente in Höhe von 1 006 Euro aus ihrer privaten Pflegeversicherung. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, pflegebedürftig zu werden, und nicht wenige sind bereits im erwerbsfähigen Alter betroffen.