„Gaukler der Lüfte“ in der Region gefährdet
lk Lüchow-Dannenberg. Deutschland hat einen neuen Vogel des Jahres: 2024 löst der Kiebitz (Vanellus vanellus) das Braunkehlchen ab. Bei der vierten öffentlichen Wahl vom Nabu und dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) haben insgesamt 119 921 Menschen mitgemacht. 33 289 (27,8 Prozent) Stimmen entfielen dabei auf den Kiebitz, 27 404 (22,9 Prozent) auf den Steinkauz, 25 837 (21,5 Prozent) auf das Rebhuhn.
Bestand massiv eingebrochen
„Mit dem Kiebitz haben die Menschen einen Vogel gewählt, der es in Niedersachsen schwer hat“, erklärt Andrea Pohlen, Leiterin der Nabu-Regionalgeschäftsstelle Heide-Wendland. „Die Ursache liegt in der Intensivierung der Landwirtschaft: Zahlreiche Feuchtwiesen dürfen entwässert werden, um sie intensiver bewirtschaften zu können. Grünlandflächen werden in Äcker umgewandelt. Deswegen ist der Bestand der Kiebitze massiv zusammengebrochen. Der Vogel musste sich an den Flächenverlust anpassen: Notgedrungen brütet er nun auf landwirtschaftlichen Äckern und Wiesen.
Auch in der Region hat es der Kiebitz schwer: So wurde auf ausgewählten Flächen im Landkreis Uelzen beobachtet, dass die Vögel zunehmend für die Brut auf ungeeignete Flächen ausweichen müssen und sich daher auch kein Bruterfolg feststellen lässt. Daraufhin hat die Nabu-Kreisgruppe Uelzen die Kiebitz-AG ins Leben gerufen, die sich seither erfolgreich für den Küken- und Gelegeschutz von Kiebitzen einsetzt.
„Kie-wit“: Der Ruf des Kiebitz hat ihm seinen Namen eingebracht. Der etwa taubengroße Regenpfeifer hat ein im Licht metallisch grün oder violett glänzendes Gefieder. Auffallend sind auch seine Haube mit den zwei frech von seinem Kopf abstehenden schwarzen Federn sowie seine breiten gerundeten Flügel. Sein Nest besteht aus einer Bodenmulde, meist legen Kiebitze vier Eier.
Ursprünglich lebten und brüteten die vom Aussterben bedrohten Vögel vor allem in Mooren und auf Feuchtwiesen. Deshalb wird Niedersachsen beim Schutz des Kiebitzes eine große Verantwortung zuteil. Schließlich liegen rund 38 Prozent der deutschen Moorflächen in Niedersachsen. Die Renaturierung von Mooren und Feuchtwiesen könnte den Rückgang der Art aufhalten, da sie so wieder mehr sicheren Lebensraum zurückgewinnt und nicht mehr wegen der Entwässerungen auf Äcker ausweichen muss. Darum lautete der Slogan des Kiebitzes bei der Wahl zum Vogel des Jahres auch „Wasser marsch!“. Andrea Pohlen rät: „Wer dem Kiebitz helfen möchte, kann bereits im Kleinen anfangen und beim Lebensmittelkauf auf ökologische und regionale Produkte setzen.“
Kiebitze sind übrigens Teilzieher: Einige überwintern bei milder Witterung in Deutschland und ein anderer Teil zieht in die Wintergebiete in Frankreich, Spanien, Großbritannien und den Niederlanden. Beeindruckend sind die Flugmanöver zur Balzzeit: Die „Gaukler der Lüfte“ drehen Schleifen über ihrem Revier, stürzen sich in akrobatischen Flugmanövern gen Boden und singen dabei weit hörbar.