Kreativ und solidarisch, gelebte Nächstenliebe

Tradition von „Heiligabend nicht allein“ wird in Hitzacker fortgeführt

rs Hitzacker. Heiligabend in Hitzacker: Die Glocken läuten, Kirchgänger kommen aus der Kirche, während zwei Kinder vor dem Gemeindehaus das Kopfsteinpflaster absuchen: „Ich habe eben zwei Cent gefunden“, freut sich eines. „Als ich einmal fünf Cent fand, da habe ich sie meinem Freund gegeben – der findet nämlich nie etwas.“ Der Geist der Weihnacht ist spürbar. Ein Eindruck, der sich beim Betreten des Gebäudes verfestigte: Im Vorflur empfangen Dutzende Schokoladen-Nikoläuse den Gast, während aus dem Inneren mehrere Augenpaare einen freundlich willkommen heißen – „Willkommen bei Heiligabend nicht allein!“

Etwa 40 bis 50 Menschen nahmen am Sonnabend dieses besonderes Angebot wahr. Ganz genau konnte es Ingrid Neumann gar nicht sagen: „Da es ein Kommen und Gehen war.“ Es sei fast wie vor der Pandemie gewesen, so Neumann, die seit zwei Jahrzehnten die von der Bredenbockerin Brigitte Molter ins Leben gerufene Aktion mitbetreut. Letztere war Mitte September im Alter von 72 Jahren verstorben. „Aber ihre Idee sollte weiterleben“, bekennt die ehemalige Krankenschwester, die die meisten Heiligabende ihres Lebens nicht daheim sein konnte. Um sie herum bildete sich ein vierköpfiges Team, allesamt Rentner, welches, obschon es für die übrigen drei eine Premiere war, bekundete: „Wir führen die Aktion fort!“ „Wegen der Atmosphäre“, „wegen der hohen Spendenbereitschaft der Bürger“, „wegen der Notwendigkeit, Menschen in dieser besonderen Zeit beizustehen, die sich eben nicht allein auf der Welt befinden“. Gelebte Nächstenliebe oder wie es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Weihnachtsansprache postulierte: „Ein freundliches Wort, eine kleine Geste der Aufmerksamkeit, Verständnis für andere, Offenheit gegenüber Fremden.“ „Kreativ, fleißig und solidarisch“, sei Molter gewesen, lobte Hitzackers Bürgermeister Holger Mertins bei einer Gedenkminute an die Adresse der Verstorbenen. Er freue sich enorm über die Fortführung der Aktion, die der Zuversicht und dem Zusammenhalt diene.

Diese geistige, aber – dank der zahlreichen Spender – auch reichlich wirkliche Nahrung erhielten die Gäste, der Tippelbrüder Frank Pleve, der die Hälfte seiner 52 Jahre auf der Straße lebt, sogar eine warme Unterkunft. Er war zur Premiere der Initiatie „Heiligabend nicht allen“, welche mittlerweile in Lüchow ebenfalls mit Leben erfüllt wird, einer der ersten Gäste, die Molter und Neumann begrüßen durften.

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