Bundesverband enttäuscht über Kabinettsbeschluss
lk Regional. Der Bundesverband pflegender Angehöriger, „wir pflegen e.V.“, äußert sich enttäuscht zum Kabinettsbeschluss der Bundesregierung zum Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz.
„Für pflegende Angehörige ist die vom Kabinett geplante Pflegereform eine Katastrophe. Im Koalitionsvertrag 2021 „Mehr Fortschritt Wagen“ einigten sich SPD, Grüne und FDP auf konkrete Maßnahmen für eine Verbesserung der häuslichen Pflege. Doch nach zwei langen Jahren des Hinhaltens kann von Fortschritt angesichts des Pflegenotstands keine Rede mehr sein“, bedauert Edeltraut Hütte-Schmitz, Mitglied im Bundesvorstand von „wir pflegen e.V.“.
„Die Erhöhung des Pflegegeldes um fünf Prozent ist eine Ohrfeige für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen. Fünf Prozent reichen bei Weitem nicht aus, um die Inflationsrate von 16 Prozent seit der letzten Erhöhung 2017 auch nur annähernd auszugleichen. Das geht völlig an der Lebensrealität pflegender Angehöriger vorbei und treibt sie weiter in die Armutsfalle.“
„Es scheint, als wolle die Regierung den akuten Pflegenotstand einfach aussitzen“, so Prof. Dr. Notburga Ott, Vorstandsmitglied „wir pflegen NRW e.V.“. „Wir haben der Politik im Auftrag pflegender Angehöriger konkrete Handlungsempfehlungen vorgelegt. Sie wurden offensichtlich ignoriert, denn alle Maßnahmen des Koalitionsvertrags, die zu zeitnahen Verbesserungen der häuslichen Pflegesituation hätten führen können, wurden gestrichen. So zum Beispiel das erweiterte Entlastungsbudget.“
Ein Entlastungsbudget würde einzelne Leistungen flexibler zusammenfassen. Das würde den bürokratischen Aufwand für Angehörige erheblich reduzieren und allen Betroffenen spürbare Erleichterungen bringen, insbesondere auch Eltern, die Kinder mit Behinderung pflegen.
Um die Versorgung pflegebedürftiger Menschen in Zukunft zu sichern, muss die Bundesregierung jetzt in die häusliche Pflege investieren. Der Bundesverband pflegender Angehöriger fordert:
eine unabhängige, flächendeckende und zugehende Pflegeberatung, die regelhafte Dynamisierung des Pflegegeldes, ein leistungsumfassendes, flexibles, transparentes Pflegebudget, die steuerfinanzierte Erweiterung der Familienpflegezeit und des Familienpflegegeldes als Lohnersatzleistung und den bedarfsgerechten Ausbau der Tages- und Nachtpflege sowie der Kurzzeitpflege. Weitere Infos zu den Forderungen gibt es auf dem Pflegereformpapier des Bundesverbandes und seiner Stellungnahme zum Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz.
Über wir pflegen e.V.: Eine weitere Stimme
Der Bundesverband „wir pflegen e.V.“ ist eine Interessenvertretung und Selbsthilfeorganisation für pflegende Angehörige. Der 2008 gegründete Verein setzt sich für nachhaltige Verbesserungen in der häuslichen Pflege ein. Über den Austausch mit anderen Pflegenden werden Angehörigen mehr Anerkennung, Kontakt und Informationen sowie eine Stimme in Politik und Gesellschaft – als gleichberechtigte Partner – in der Pflege gegeben.