Lenzen: Atelier zweier Berliner Künstler
kek Lenzen/Elbe. Fährt man des Abends durch die Seetorstraße, fällt in der Dunkelheit ein hell erleuchtetes Schaufenster auf. Wie ein farbiges Schneegestöber macht die Vorderfront des Hauses Nr. 9 auf sich aufmerksam.
Das ist Absicht. Dort wohnen seit einigen Monaten Karin Albers und Boris Matas, die das einstige Papierwarengeschäft in etwas völlig Neues und Einmaliges umwandeln möchten.
Bekannt sind die beiden Künstler für Filme, Video- und Lichtinstallationen sowie bewegte und dreidimensionale Bilder, die bisher in Galerien, Kunsträumen und im öffentlichen Bereich in den verschiedensten Ländern oder in Filmfestspielen wie in Luzern, Sidney oder Berlin zu sehen waren. Die Orte der Handlungen: Südamerika, vor allem Paraguay und Uruguay, Afghanistan, Paris, und natürlich auch Deutschland.
Die gebürtige Niedersächsin, die an den Universitäten Mexiko-Stadt, Münster und Hannover studierte, leitet seit 1992 die almafilm-Produktion, unter deren Namen sie Kurz- und Dokumentarfilme sowie Reportagen für die öffentlich-rechtlichen Sender Rias-TV, 3sat, Sender Freies Berlin, Arte, NDR, WDR und den MDR hergestellt hat. Die Kamerafrau, Regisseurin und Produzentin war zudem die erste Frau hinter der Kamera im ZDF-Studio Berlin.
Boris Matas ist Kroate. Dem gebürtigen Zagreber stand schon als Neunjähriger sein Berufsziel klar vor Augen: „Ich wollte unbedingt Trickfilmer werden.“ Dies gelang dem jungen Mann nach einigen Schwierigkeiten auch, doch die größte war, sich dem Tito-Regime der damaligen jugoslawischen Volksrepublik zu stellen. „Und da ich mit der Partei nichts am Hut hatte, bin ich aus Jugoslawien geflohen und meine vielen Trickfilme, die ich bisher gemacht hatte, sind damit auch verschwunden.“
Natürlich gibt es vom Trickfilmer, Maler und Designer längst neue Filme – wie etwa lustig-lehrreiche kleine Sketche zum Thema „Gib Aids keine Chance! Und im neuen Zuhause hängen großformatige Acrylgemälde.
Doch warum ist das international agierende Künstlerpaar ausgerechnet nach Lenzen gekommen?
„Ich habe hier einmal eine Radtour in die Gegend gemacht, da gefiel mir die Natur sehr“, erzählt Karin Albers. „Und dann spazierten wir später einmal hier in Lenzen herein und sahen, dass das Grundstück zum Verkauf steht. Das war dann genau das Richtige für uns!“
Das Paar war bereits landesweit auf der Suche nach einem passenden Ort für ihr Atelier gewesen. Schließlich ist Berlin ja in vieler Hinsicht optimal, nur „Platz“ ist dort bekanntermaßen nur begrenzt verfügbar.
„Und hier stimmte alles: Im Hintergebäude wollen wir unser Atelier einrichten, im Hof ist genug Platz für Skulpturen und Freiluftveranstaltungen. Und das ehemalige Geschäft – das verwandeln wir in eine Galerie für zeitgenössische Kunst, wo es wechselnde Ausstellungen geben wird. Das Thema für die erste Ausstellung steht sogar schon fest.“ Aber so ganz neu und einmalig wird sich die Veränderung in eine Kunstgalerie doch nicht vollziehen: Die einstigen Regale werden als mobile Stellwände „recycelt“ werden.
Besonders freuen sich die beiden über ihre Nachbarn. „Da fragte mal jemand, was wir denn für Leute wären“, berichtet Boris Matas. „Und da kam dann die Antwort: ,Das sind Künstler, aber sehr nette.‘ Und das ist meiner Meinung nach ein großes Kompliment!“