Waldbrand Katastrophe B493

Lüchow-Dannenbergs Waldbrandkatastrophe von 1975

mh/hbi/rs Lüchow-Dannenberg. Anfang August 1975 war es in Niedersachsen ungewöhnlich heiß und trocken. Etwa zwei Monate hatte es vielerorts nicht mehr geregnet, die Temperaturen lagen konstant über 30 Grad. Statt der gewöhnlichen 80 betrug die Luftfeuchtigkeit lediglich 20 bis 30 Prozent. Zudem wehte ein starker Wind. Am 12. August 1975 brach in den Mittagsstunden im Gartower Forst ein Waldbrand aus, der sich in den darauffolgenden Tagen zu einer wahren Waldbrandkatastrophe entwickeln sollte. Noch am selben Tag vernichtete das Feuer 2.000 Hektar Wald- und Ackerfläche und kam mehreren Dörfern gefährlich nahe. Viele von ihnen mussten evakuiert werden. Da sich das Feuer nach Osten in Richtung DDR-Grenze ausdehnte, gab es Warnungen an die DDR-Behörden. Insgesamt 126 Stunden sollte der Einsatz dauern. Der Katastrophenalarm wurde am Sonntag, dem 17. August, um 18 Uhr aufgeboben. Insgesamt wurden 2.015 Hektar Wald und landwirtschaftliche Flächen ein Raub der Flammen. Dies entspricht in etwa der Größe von 3.000 Fußballfeldern.

Vorgeschichte: Rund ein Drittel des Landkreises Lüchow-Dannenberg waren und sind bewaldet. Gerade im Osten des Landkreises dominieren vorrangig Nadelhölzer weite Flächen der Landschaft. Schon 1972 zog Orkan Quimburga, auch bekannt als der „Niedersachsenorkan“, über Mitteleuropa und über Niedersachsen. Dabei entstanden teils kilometerlange Totholzwälle, die sich knapp drei Jahre später in wahre Zündschnüre ver­wandelten.

Die Brandserie begann bereits am Freitag, dem 8. August 1975. In der Mittagszeit brach nordöstlich von Gifhorn ein Waldbrand aus, der sich schnell und unkontrolliert ausbreitete. Kurz nach dem Ausbruch wurde bereits der Katastrophenfall festgestellt und überörtliche Kräfte zur Unterstützung angefordert. Am 11. August war auch das Tanklöschfahrzeug (TLF) der Feuerwehr Lüchow bei Eschede im Einsatz. In Lüchow-Dannenberg gab es damals 83 Ortsfeuerwehren, aber lediglich vier verfügten über ein TLF. Zum Zeitpunkt des Brand­ausbruches im Gartower Forst waren also nur drei TLF (Gartow, Gülden und Dannenberg) verfügbar. Vier Tage nach Ausbruch des ersten Brandes im Landkreis Gifhorn erreichte die Katastrophe mit Lüchow-Dannenberg den dritten niedersächsischen Landkreis. Gegen 11.55 Uhr meldete der Feuerwachturm Falkenmoor eine Rauchentwicklung über dem ausgedehnten Waldgebiet des Gartower Forst. Die vom Landkreis selbst organisierte Luftüberwachung, die sich im Anflug auf einen gemeldeten Brand bei Clenze befand, drehte sofort um und flog in Richtung Gartow. Da das TLF aus Lüchow noch in Eschede im Einsatz war, entschloss sich der Oberkreisdirektor Wilhelm Paasche bereits um 12.15 Uhr, überörtliche Löschhilfe beim Regierungspräsidenten anzufordern. Zeitgleich werden die Kreisfeuerwehrbereitschaften 1 und 2 mit 280 Mann und 32 Fahrzeugen alarmiert.

Nach rund 13 Stunden Dauereinsatz konnten sich die ört­lichen Einsatzkräfte erstmals eine Verschnaufpause gönnen. In der Nacht waren starke Feuerwehrverbände aus Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und selbst aus Baden-Württemberg eingetroffen. Auch Bundeswehr und Bundesgrenzschutz boten zusätz­liche Hilfskräfte und vor allen Dingen die dringend erforder­lichen Bergepanzer und weitere Planierraupen auf. Am 13. August kämpften mittlerweile etwa 2.700 Feuerwehrleute, Soldaten, Grenzschützer und andere Helfer gegen das Feuer. Unterstützung erhielten sie von rund 200 Löschfahrzeugen, 11 Bergepanzern, 15 Planierraupen und bis zu fünf Hubschraubern.

Die Ursachen für die verheerenden Brände im August 1975 konnten nie vollständig aufgeklärt werden. Zigaretten, Brandstiftung, Funkenflug der Bahn – vermutlich war es eine Vielzahl von Auslösern, die am Ende zur Katastrophe geführt haben. Am 12. August 2025 gibt es eine Gedenkveranstaltung in Hitzackers Verdo. Diese Veranstaltung ist auch Auftakt zu einem Gedenk- und Aktionsjahr mit vielen verschiedenen Veranstaltungen, Informations- und Mitmach­angeboten.

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