Ehrenamtliche Retter für alte Papierfabrik
bv Neu Kaliß. „Die alte Pappe“ – das hören die früheren Mitarbeiter der ehemaligen Papierfabrik in Neu Kaliß nicht so gern, wenn über den gigantischen Lost Place am Ende der Straße des Friedens gesprochen wird. In der einstigen Papierfabrik „wurden immer schon Spezialpapiere angefertigt – für Banknoten, für Luftpost, für Briefmarken, für Ausweise – ganz spezielle Sachen, aber keine Pappe“, erläutert ein ehemaliger leitender Angestellter, der sich vergangene Woche Zeit genommen hat, 25 Interessierte über das weitläufige und geschichtsträchtige Gelände zu führen.
Getroffen hatten sich alle zuvor in einer großen alten Halle im Industrieloft-Chic, ehemals weiße Wände, riesige Fenster, Parkettboden. In der Ecke raucht ein großer Ofen.
Im Raum der ehemaligen Kommandantur haben sich zwei Dutzend Menschen versammelt, um den Förderverein „Freunde der alten Papierfabrik“ aus der Taufe zu heben. Zweck des gemeinnützigen Vereins sind die „Förderung, Pflege und der Erhalt“ der alten Papierfabrik. Dazu sollen Atelier-, Lager- und Werkstatträume geschaffen und vermietet werden. Ausstellungen, Veranstaltungen, Stipendien sind geplant, ebenso Theaterproduktionen und -aufführungen, Filmvorführungen, Konzerte. Auch sollen Veranstaltungs- und Proberäume geschaffen werden. Führungen, Vorträge, Seminare, Workshops und Kurse runden das geplante Angebot ab. Der Verein ist selbstlos tätig.
„Es gibt hier nicht in fünf Jahren blühende Landschaften“, blickt Cora Geißler voraus. Die Berlinerin hat große Teile des weitläufigen Geländes mit ihrem Lebensgefährten Günter Oldiges und einigen Mitstreitern erworben. Viel Arbeit liege noch vor ihnen. Sie hätten sich „schockverliebt“, als sie von dem Objekt im Internet erfuhren. Schon vorher hatten sie das Kontorhaus und die Villa gekauft. Nun gab es die Möglichkeit, auch den Rest zu erwerben. Auch Nachbar Dirk Naujocks ist mit im Boot. Der Betreiber des Wasserkraftwerkes hat den Rest gekauft. Das Gelände sei „identitätstsiftend für die ganze Region“, deswegen sei Geißler „froh, dass sich so viele Freiwillige gefunden haben“, die in dem Verein mitarbeiten wollen. Darunter ist die bekannte Jazz-Sängerin Gabriele Hasler, die in der Nähe ein Haus gebaut hat. Sie möchte das Gelände für Performances nutzen.