Seiteneinsteiger werden zukünftig von großer Bedeutung sein
hbi Regional. „Ich wurde in die Feuerwehr hineingeboren, schon als Kind bin ich immer mit Mama und Papa zur Feuerwehr mitgegangen und konnte es kaum erwarten, mit sechs Jahren in die Floriangruppe einzutreten – naja, und dann nahm das ebenso seinen Lauf.“ So oder so ähnlich antworten diemeisten Feuerwehrleute in Lüchow-Dannenberg,wenn sie gefragt werden,wie sie dorthin gekommen sind. Doch aktuelle Erhebungen ergeben folgendes Szenario: Die aktuellen Zahlen der Nachwuchsbrandschützer werden künftig nicht mehr ausreichen, um die Lücke im rein ehrenamtlich organisierten Brandschutz in Lüchow-Dannenberg zu schließen. Die Zahl derer, die in den kommenden zehn Jahren aus dem aktiven Feuerwehrdienst ausscheiden, ist schlichtweg höher als das, was an Nachwuchskräften aus den Jugendfeuerwehren zu erwarten ist.
Doch es gibt glücklicherweise neue Tendenzen: Eine steigende Anzahl an Mitbürgerinnen und Mitbürgern entdecken erst spät ihren Wert als Feuerwehrfrau oder -mann. Diese Seiten- oder Quereinsteiger bringen dabei Qualitäten mit, die eine Bereicherung für jede Feuerwehr sein können: Sie wissen, was sie wollen und was sie können. Sie sind sofort bereit, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen, auch wenn sie natürlich erst einmal die feuerwehrtechnische Ausbildung durchlaufen müssen.
Dazu drei Beispiele: Andreas Potratz aus Schaafhausen ist heute 51 Jahre alt. Erst an Ostern 2016 hat er sich zu seinem Engagement in der Feuerwehr entschlossen. Eigentlich wollte er nur so ein bisschen mitmachen, der Gesellschaft etwas zurückgeben und so den Anschluss an die Dorfgemeinschaft halten. Es folgten Lehrgänge an der FTZ in Dannenberg. Als er mit 46 seine Feuerwehr-Ausbildung begann, wurde er von einem Ausbilder mit einem Grinsen gefragt, ob er sich das wirklich antun wolle – die Antwort kam damals prompt: „Ja, natürlich“ – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Als mitten in der Corona-Pandemie ein neuer Stellvertreter des Ortsbrandmeisters gesucht wurde, hat sich Andreas nicht lange bitten lassen: Organisieren und Menschen führen kann der gelernte Techniker, und so hat er auch in Schaafhausen Verantwortung übernommen.
Peter Burkhardt aus Rucksmoor hat seine Vorliebe für die Blauröcke noch später entdeckt: Als er 2017 der Freiwilligen Feuerwehr Gartow beitrat, hatte er bereits 52 Lebensjahre hinter sich. Relativ schnell hatte der Journalist seine Aufgabe gefunden: Als Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr der Samtgemeinde (SG) Gartow ist er in seinem Metier: Fotografieren, Presseberichte verfassen und Medienvertreter betreuen – das alles konnte er ad hoc leisten und stellt so einen echten Gewinn für die Feuerwehr im Ostkreis dar. Seit Anfang 2021 entlastet er die SG-Feuerwehrführung aber in ganz anderem Ausmaß: Als stellvertretender Gemeindebrandmeister unterstützt er die bisherige Feuerwehrführung in allen Bereichen – der Pressearbeit ist er treu geblieben.
Apropos Pressearbeit: Auch der Autor dieses Textes hat eine nicht alltägliche Feuerwehrlaufbahn vorzuweisen: Heiko Bieniußa kam 2016 mit 45 Jahren zur Feuerwehr Bergen. „Als Rettungssanitäter hatte ich ursprünglich ganz andere Pläne, mich in der Feuerwehr zu engagieren. Aber als der Internet-Auftritt der Bergener Blauröcke einen Neuanstrich brauchte, habe ich mich der Sache angenommen. Als Marketing- und Kommunikationsberater wusste ich, worauf es ankam. Als der bisherige Kreispressereferent aus Altersgründen aus seinem Amt ausschied, war mir schnell klar: Das machst du, das ist dein Ding. Auch auf mich kamen dann plötzlich neue Aufgaben zu: Die Lehrgänge zum Truppführer und Gruppenführer absolvierte ich in nur wenigen Monaten, im Dezember werde ich dann die Ausbildung zum Zugführer abschließen.“
Das waren nur drei Beispiele. Diese zeigen, dass man nicht zu alt ist, sich für die Sicherheit der Mitbürger zu engagieren. Dieser Beitrag wurde unterstützt von avacon.