„Betriebsfahrt“ will Hemmschwellen abbauen
lk Regional. Sie kommen aus Afghanistan, Polen, der Ukraine und weiteren Ländern – und sie fragen sich, wie es für sie in Deutschland weitergeht – auch beruflich. Rund 70 Frauen und Männer, die in Lüchow-Dannenberg Integrations- und Sprachkurse der Ländlichen Erwachsenenbildung und der KVHS Uelzen/Lüchow-Dannenberg besuchen, hatten vor Kurzem Gelegenheit, bei einer zweitägigen „Betriebsfahrt“ unterschiedlichste Unternehmen und Berufsbilder der Region kennen zu lernen. Insgesamt neun Unternehmen ließen die arbeitssuchenden Geflüchteten hinter die betrieblichen Kulissen blicken – und nutzten die Chance, ihre freien Stellen und auch ihre Ausbildungswege vorzustellen. Denn der Bedarf an Arbeitskräften wie auch an Auszubildenden ist in fast allen Branchen groß.
In den zwei Tagen Betriebsfahrt gab es zunächst Stopps beim DRK-Kreisverband, bei allfein feinkost, bei Zuther und im Parkhotel Hitzacker. Am zweiten Tag wurden das Kartoffel-Hotel, Steinicke Haus der Hochlandgewürze, ProSanitas, der Landgasthof Rieger und der Landwirt Stephan Hennings angefahren.
„Die berufliche Orientierung stand klar im Vordergrund dieser ersten Fahrt“, erklärt Sigrun Kreuser von der Fachkräfteagentur Wendlandleben. Denn eine Beschäftigung im ursprünglich erlernten Beruf ist für die Geflüchteten in der Regel nicht unmittelbar möglich. Welche alternativen Optionen gibt es also? Ein weiteres wichtiges Anliegen der Betriebsfahrt: „Berührungsängste abbauen“, ergänzt Kreusers Agenturkollege Steffen Rudnik.
Im Vorfeld der Betriebsfahrten hatten die Lüchower Arbeitsagentur und das Jobcenter Lüchow-Dannenberg Gespräche mit Unternehmen und Geflüchteten geführt.
Diese waren zum einen Basis dafür, Betriebe und Interessierte möglichst aufeinander abzustimmen und die Touren entsprechend zu organisieren. Zum anderen konnten Erwartungen und Anforderungen bereits vorab besprochen und erörtert werden. So ist beispielsweise das System der dualen Ausbildung einzigartig und dürfte in seiner ganzen Vielfalt auch in punkto Entwicklung nicht allen Geflüchteten bekannt sein, heißt es vom Jobcenter. Die Unternehmensvertretenden hatten am Austausch mit den möglichen künftigen Mitarbeitenden sichtlich Freude und beantworteten unermüdlich Fragen rund um Arbeit und Ausbildung.
Die Kosten für die erste Betriebsfahrt haben der Landkreis und die Agentur Wendlandleben je zur Hälfte getragen. Weitere Kooperationspartner waren die Agentur für Arbeit Lüchow und das Jobcenter, der Initiativkreis für Unternehmergespräche Lüchow-Dannenberg (IfU) und die Wirtschaftsförderung. „Dies ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Kooperation verschiedener Institutionen zum Wohle der Menschen und der Wirtschaft“, sagt Simon Schermuly, Erster Kreisrat des Landkreises Lüchow-Dannenberg. „Die Betriebsfahrt bietet eine klare Win-Win-Situation: die Unternehmen wie die Arbeitsuchenden profitieren gleichermaßen davon“, freut sich Robert Lettenbichler, Vorsitzender des IfU.
Das Organisationsteam rund um die Agentur Wendlandleben und der gemeinsame Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und des Jobcenters planen eine weitere Betriebsfahrt.