In Bellahn entsteht eine mobile Arztpraxis
rg Bellahn. Seine Vergangenheit sieht man dem ehemaligen Zirkuswagen, Baujahr 1972, nicht mehr an. Davon ist auch kaum noch etwas übrig, der gesamte Aufbau ist verschwunden. In der Scheune in Bellahn steht nur noch das frisch abgeschliffene und teils schon neu lackierte Fahrgestell auf den vier großen Lkw-Reifen und wartet darauf, wieder bestückt zu werden. Daran arbeiten zwei Männer: der Zimmermann Michael Neumann und der Hausarzt, Osteopath und Naturheilkundler Dr. Thomas Hartmann.
Denn aus dem ehemaligen Zirkuswagen soll bis zum Sommer eine mobile Arztpraxis werden. Eine Praxis auf Rädern, die helfen soll, eine medizinische Versorgung dort zu gewährleisten, wo Hausärzte fehlen. Im Amt Neuhaus etwa, aber möglicherweise auch in Lüchow-Dannenberg. „Das wäre mein Wunsch, aber da muss noch einiges geklärt werden“, sagt Dr. Hartmann. Denn der 65-Jährige würde gern aus Lüneburg ins Wendland übersiedeln und hier neben der mobilen auch eine feste Praxis betreiben.
Der Bedarf, so viel ist sicher, ist da. In einigen Teilen Lüchow-Dannenbergs mangelt es seit Jahren an allgemeinmedizinischer Versorgung. Diesen Mangel zu beheben, das sei das Ziel, erklärt der Mediziner aus Lüneburg. Und daran arbeiten er und Michael Neumann mit Hochdruck.
Bis zum Sommer soll die Praxis einsatzbereit sein. „Hoffe ich zumindest“, sagt Dr. Thomas Hartmann. „Michael ist da eher skeptisch“, schmunzelt er. Dabei ist Michael Neumann der Experte, wenn es um solche Bauvorhaben geht: In seiner Werkstatt, der Holzmanufaktur Elbtalaue, sind schon etliche Wohnwagen, mobile Tiny Houses und andere Sonderprojekte entstanden. Und jetzt eine mobile Arztpraxis. „Mit allem, was dazu gehört“, unterstreicht Hartmann. Inklusive einer eigenen Stromversorgung über Solarpanele samt Speicher und Notstromaggregat. „Die Praxis soll überall stehen können, unabhängig davon, ob es dort einen Stromanschluss gibt“, erläutert der Mediziner.
Zunächst soll das an zwei Tagen in der Woche der Marktplatz von Neuhaus im Amt Neuhaus sein. Weil die Gemeinde im Rahmen eines Leader-Förderprojektes bei dem 100 000 Euro-Vorhaben mit an Bord ist. Später dann könnten auch andere Orte in den Landkreisen Lüchow-Dannenberg und Lüneburg regelmäßig angefahren werden. Das müsse aber noch mit der Ärztekammer abgestimmt werden, damit hat Hartmann einen Fachanwalt beauftragt. Standorte in Lüchow-Dannenberg für die mobile Arztpraxis zu finden wäre dann auch ein nächster Schritt hin zu einem kompletten Umzug ins Wendland, hofft der 65-jährige Mediziner. Davon träume er schon lange, „eigentlich, seit ich das Wendland über Besuche bei der Kulturellen Landpartie kennengelernt habe“, erzählt Hartmann. Auch das Praktizieren hier in einer ortsfesten Praxis gehöre zu seinen Fernzielen. Aktuell arbeitet er noch in seiner eigenen Praxis in Lüneburg. Die behalte er zunächst weiterhin, „der Übergang soll fließend sein“, wünscht sich Hartmann. Im Wendland würde sich dann sicher auch eine Unterstellmöglichkeit für die 18-Tonnen-Zugmaschine aus britischen Armeebeständen finden, mit der der Doktor seine mobile Arztpraxis zu den Patienten bringen wird.