Problem: Piraten

Luca Jagows „Leben an Bord“: Teil V

bv Wustrow/Maskat. „Wir sind gerade wieder auf dem Weg nach Europa, genauer gesagt Richtung Türkei, dafür passieren wir den Golf von Aden, das Rote Meer und den Suezkanal, bis wir dann wieder im Mittelmeer sind. Insgesamt sechs Seetage am Stück trennen uns zwischen der omanischen Hauptstadt Maskat und dem nächsten Hafen in der jordanischen Hafenstadt Aqaba. Danach folgen noch zwei Städte in Ägypten, einmal Safaga und dann Alexandria. Der Golf von Aden ist ein Risikogebiet für Piraterie. Das Schiff samt Crew und Gäste wird auf den unwahrscheinlichen Fall eines Überfalls von Piraten vorbereitet. Das erfolgt auf dem Schiff durch Sicherheitsübungen. Das Schiff selber wird für diese Überfahrt so dunkel wie möglich gemacht. Auch die Gäste sind verpflichtet, zu kooperieren, das heißt: Vorhänge ständig geschlossen zu halten, wenn das Licht im Zimmer an ist, dies wird von der Security überwacht und kontrolliert. Diese Bestimmungen sind allerdings nur abends und nachts einzuhalten. Es wurden auch viele Fenster in den öffentlichen Bereichen mit Vorhängen und Folien verdeckt, das ist mit einem hohen Aufwand verbunden.“ Luca Jagow, Physiotherapeut aus Wustrow, schreibt in einer Reihe für den Kiebitz von seinen Erlebnissen an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Mein Schiff 6“.

Luca, wie lange seid ihr auf See und wie lange an Land, wie ist das Verhältnis? „Das ist natürlich immer abhängig von der Reiseroute, die das Schiff fährt, bezüglich der See und Hafentagen. Dann kommt es auch darauf an, ob das Schiff eine Überfahrt oder Langzeitreise macht. Die meisten Seetage liegen im asiatischen Fahrtgebiet.“

Frage: Wie ist das mit den Hierarchien an Bord? Gibt es auch mal Ärger? „Es gibt hier und generell auf allen Kreuzfahrtschiffen eine klare Hie­rarchie. Diese enthält eine strenge Struktur, wer wem vorgesetzt ist. Jedes Departement hat ein Management – meist bestehend aus einem Manager und Assistant-Manager, aber auch diese haben ihre höheren Vorgesetzten. Es ist also klar strukturiert, wer die nächste Ansprechperson ist. Auch Ärger gibt es, je nach Verstoß oder Fehler, den man gemacht hat. Meist bleibt es nicht bei mündlicher Aussprache, es gibt sogenannte Performancelog-Einträge. Bekommt man diesen drei Mal pro Vertrag, bekommt man ein „Warning“ von der Brücke. Wer dann noch gegen Regeln verstößt oder fahrlässige Fehler macht, kann seine Sachen packen. Dann ist der nächste Port der Airport. Grundsätzlich macht jeder mal Fehler, und meistens sind es harmlose, kleine Fehler. Aber wenn man unhöflich zu Gästen oder Vorgesetzten ist, alkoholisiert auffällt und oft zu spät zur Arbeit kommt, den bestraft buchstäblich das Leben. Für mich wäre ein zu spätes Erscheinen bei der Arbeit fatal. Schließlich würde der Gast warten – und das wäre gar nicht gut. Denn der Spa-Bereich der „Mein Schiff“-Reihe ist bekannt durch seine positiven Bewertungen und jährlichen Auszeichnungen.“

Nächste Frage: Habt ihr Kontakt zu anderen Angestellten? „Kontakt gibt es immer zwischen den unterschiedlichen Departements. Meistens sind es aber Gruppierungen der unterschiedlichen Nationalitäten, also läuft der Kontakt landes­intern. Auch ich verbringe viel Zeit mit meinen Landsleuten. Trotzdem verstehen sich alle gut miteinander und es wird viel kommuniziert.“

Die Leser würde interessieren: Was machst du zwischen den Verträgen? „Zwischen den Verträgen mache ich Urlaub und gehe ganz normal in der Praxis arbeiten, zwischendurch bilde ich mich mit Fortbildungen weiter. Grundsätzlich brauche ich nach den paar Monaten auf dem Schiff erst mal ein bis zwei Wochen Auszeit, um viel Schlaf nachzuholen.“

Letzte Frage für heute: Kennst du „Below Deck“ auf Netflix? Eine Serie über Angestellte auf Superjachten? Sehr amüsant! „Die Serie kenne ich tatsächlich nicht. Ich habe bis jetzt vielleicht fünf verschiedene Serien auf Netflix geschaut. Das liegt wahrscheinlich auch am Zeitmangel. Mein Tagesablauf nach der Arbeit ist sehr diszipliniert. Dazu gehört das Erlernen von Fremdsprachen, wie momentan Niederländisch – und Sport im Gym.

Avatar-Foto

Redaktion Kiebitz 05841/127 422 vogt@ejz.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert