Gruppe Gartenräume Wendland öffnet die Pforten zu privaten Paradiesen
bv Nemitz/Tüschau-Saggrian. Im Jahr 2016 hat sich Familie Constabel entschlossen, ihr Haus in Lüchow mit ihrem gepflegten Stadtgarten gegen einen großen Hof in Nemitz einzutauschen. Die Gründe waren durchaus angenehm, wie Martina und Ulrich Constabel im persönlichen Gespräch in ihrem kleinen Café berichten, welches sich an ihren großen Garten in Nemitz anschließt. „Wir wurden von unseren erwachsenen Kindern gefragt, ob wir uns eine Haus- und Hofgemeinschaft mit allen Partnern und Enkelkindern vorstellen könnten. Konnten wir. Und heute leben wir in einem Vier-Generationen-Projekt“ – auch die Eltern von Martina Constabel leben mit auf dem Anwesen. Und wie es sich für eine ehemalige wendländische Hofstelle gehört, schließt sich hinten ein großer Garten an, die „Dorfinsel“, der in eine naturbelassene Wiese mündet.
Diesen Garten können Interessierte, wie zehn weitere besondere regionale Gärten auch, am 5. und 6. September von jeweils 11 bis 18 Uhr besuchen. Die Gruppe „Gartenräume Wendland“ lädt zum zweiten Besuchstermin des Jahres 2020 ein.
Ihren neuen großen Garten bearbeiten Constabels, deren früherer Garten, die gepflegte „Stadtinsel“ in Lüchow, vielen Gartenfreunden in der Region ein Begriff ist, erst seit vier Jahren. Was sie in diesem Zeitraum geschaffen haben, ist enorm. Den alten Baumbestand haben sie sinnvoll in die Gartenplanung integriert. Sie haben ein kleines Feuchtbiotop angelegt, einen kleinen Teich, zahlreiche blühende Inseln und einen bäuer-lichen Wirtschaftsgarten.
Außerdem haben sie mehrere Sichtachsen geschaffen, die die Blicke der Besucher lenken. Denn wer im Café einkehrt, der geht auch in den Garten und auf die Wiese und bleibt unter Umständen mehrere Stunden dort. Man kann dort Ruhe tanken.
Garten ist mehr als nur ein Hobby für Familie Constabel. Eine Leidenschaft, die viel Zeit und Raum beansprucht.
Ein großer Anspruch ist der an naturnahes Gärtnern, sichtbar durch die Plakette am Gartenzaun. Martina Constabel ist Mitglied im österreichischen Verband „Natur im Garten“ – sie war die Erste in Niedersachsen – und darf nach Prüfung entsprechende Plaketten auch im Wendland verteilen. Voraussetzung ist, dass die Gärtner ihre Wohlfühloasen ökologisch wertvoll ohne chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel sowie ohne Torf bearbeiten. In den Gärten sollten attraktive Naturelemente wie Blumenwiesen, Nützlingshotels, Wildgehölze und Trockensteinmauern zu finden sein. Wildwuchs sollte zugelassen werden, es sollte Sonderstandorte – feucht und trocken – geben, Laubbäume, Blumen und blühende Stauden ein Zuhause finden. „Niedersachsen tut sich sehr schwer mit der Anerkennung der Grundsätze“, merkt Martina Constabel an. „Wir könnten eigentlich schon viel weiter sein.“ „Natur im Garten sagt eigentlich nicht viel mehr, als dass man Pflanzen da wachsen lässt, wo es den Pflanzen gefällt – und nicht andersrum, dass man also nicht mühsam den Boden verbessert, sondern dass man die Pflanzen nach den Bodenbeschaffenheiten auswählt. Auch darf der Rasen mal braun werden – der wird auch wieder grün.“ Trotzdem können Naturgärten strukturiert und gepflegt aussehen – das ist kein Widerspruch.
Für weitere Informationen einfach Martina Constabel, die Vorsitzende der Gruppe „Gartenräume Wendland“, ansprechen.
„Durch die Corona-Verordnungen haben sich natürlich auch für unseren Sonnengarten in Tüschau-Saggrian Nr. 16 hinsichtlich der offenen Gärten im Wendland einige Veränderungen und Anpassungen ergeben“, berichtet Guido Leffrang, der den Garten gemeinsam mit Roger Habermann pflegt. „Wir haben aufgrund der Möglichkeiten in unserem Garten entsprechende Ein- und Ausgänge eingerichtet, sodass die Besucher im „Rundgang“ unseren Garten erkunden und ohne Weiteres die geforderten Mindestabstände einhalten können. Die offenen Gärten im Juni haben uns gezeigt, dass sich die Besucher an die Regelungen halten, sodass wir uns wieder auf viele interessierte Besucher und Gespräche freuen.“
Sorgen bereitet vielen Gartenfreunden die Klimaveränderung. „Der Klimawandel betrifft alle“, betont Martina Constabel. Früherer Blütenansatz, das weniger werdende Wasser – man muss bei der Auswahl der Pflanzen besser planen. „Man kann sich gärtnerisch anpassen“, sagt Ulrich Constabel: „Es gibt Pflanzen, die wegen der langen Trockenphasen nicht mehr gedeihen, andere hingegen finden bessere Lebensbedingungen vor. Beim Anwachsen muss man helfen, aber danach gibt es genug Sonnenanbeter, die mit der Dürre klarkommen.“
Elf Gärten am 5. und 6. September
Gartenräume im Wendland öffnen sich
Am ersten Wochenende im September, am 5. und 6., öffnen Mitglieder des Vereins „Gartenräume Wendland“ ihre Pforten. Von 11 Uhr bis 18 Uhr sind Gärten in Plumbohm, Saggrian, Rehbeck, Nemitz, Dangenstorf, Luckau, Zargleben, Bergen (Dumme), Oldendorf bei Schnega, Beseland bei Clenze und in Kiefen bei Waddeweitz geöffnet. Darüber hinaus öffnen viele der teilnehmenden Gärten auch an weiteren Tagen und nach Vereinbarung. Die Gärten in Künsche und Bergen öffnen täglich von Mai bis September.