Kiebitz-Umfrage: Was haben die Menschen am meisten vermisst?
bm Regional. „Wann wird es wieder so sein, wie es einmal war?“ Diese Frage stellen sich derzeit viele Menschen. Die Szenarien sind unterschiedlich. Für die einen war der Lockdown die Hölle, bedingt durch Einsamkeit, Kurzarbeit und vielleicht sogar der Verlust des Jobs. Für die anderen war dieser Zustand der Entschleunigung eine neue Form der Freiheit. Aber ein Parameter haben fast alle vermisst: die sozialen Kontakte. Nun gibt es zwar wieder Lockerungen, man trifft sich in Parks und Cafés, unternimmt Ausflüge und viele fahren sogar in den Urlaub. Vieles ist fast wieder so wie früher. Aber es gibt immer noch eine gewisse Befangenheit und Unsicherheit. Entweder durch die Angst vor einer Ansteckung oder vor einer neuen Welle oder weil immer noch die Maskenpflicht besteht und man sich fragt: „Wie lange noch?“
Die Zeit der sozialen Isolation ist – vorerst – vorbei. Lydia Schilling aus Jena besucht gerade ihre Freundin in Blütlingen. „Ich fand es am schlimmsten, meine Freunde nicht sehen zu können. Soziale Medien reichen nicht aus, um Kontakt zu haben. Ich finde, man muss sich zwischendurch auch sehen. In Jena war es ganz anders als hier, wo viel mehr Platz ist. Wir haben aber zum Glück einen Garten. Man konnte wenigstens raus.“
Freundin Lena Siefert fand es auch schade, keine Freunde zu treffen, aber sie lebt auf einem großen Hof, und „ich konnte ja immer raus und hatte viel Zeit für mein Pferd und für meine Familie. Das war ganz schön. Wir haben viel zusammen gemacht. Und ich habe mehr für mein Abi gelernt, als ich es sonst wohl getan hätte. Schade war es nur, dass es keine Abifeier gab. Da hat uns allen etwas gefehlt“
Nach Ansicht von Anika Kassebaum war es für die Kinder am schlimmsten. „Kein Kindergarten, keine Hobbys. Das haben sie sehr vermisst.“
Das Stimmungsbarometer steigt also wieder, aber irgendwie scheint man in so einer Art Mitte festzustecken, denn man weiß nicht, was kommt. Die Zukunft erscheint ungewiss, denn wie der Virologe Hendrik Streeck unlängst sagte: „Das Virus ist Teil von unserem Alltag geworden, wir werden es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht loswerden.“
Den Menschen ist in der Krise vieles bewusster geworden. Freunde sind wichtig. Soziale, persönliche Kontakte wichtiger als vieles andere. „Das gehört zum Leben dazu. Ob man sein Konsumverhalten dauerhaft ändert, wird sich zeigen. Ich denke jedenfalls darüber nach“, beschreibt Marion Sluzallek etwa ihre persönliche Situation. Anstrengend war es, zumindest aus beruflicher Sicht für Frauke Fahrenholz, die in einer Einrichtung für behinderte Menschen arbeitet. „Für die Bewohner war es schwierig, weil sie nicht raus konnten. Wir mussten uns Alternativen überlegen.“