Kaltenhof: Natur-Erleben-Skywalk eingeweiht
bv Kaltenhof. Das Zwillingspärchen in Rosa stach aus der Gruppe der Feiernden heraus: Uta und Edda Heidenblut aus Eldena in Mecklenburg-Vorpommern haben der Eröffnung des Skywalks auf der Ruine der Dömitzer Eisenbahnbrücke seit Monaten entgegengefiebert. Am Freitag vergangener Woche war es dann auch für sie endlich so weit: Der „Natur-Erleben-Skywalk“ auf der Bahnbrückenruine wurde feierlich eröffnet, mit viel Prominenz. Und so nahm es nicht wunder, dass sogar Niedersachsens Umweltminister die beiden persönlich auf der Brücke in den Arm nahm und mit ihnen den besonderen Moment feierte.
Für die Zwillinge ist die Brücke ein Symbol der überwundenen Trennung der beiden deutschen Staaten. Ihre Mutter Hilde Otto konnte vor 1945 die Verwandten im Westen besuchen, dann nicht mehr. Den Zwillingen war dies erst nach 1989 wieder möglich. Die Mutter sei vor der Wende verstorben.
Niedersachsens Umweltminister Christan Meyer freute sich mit den Zwillingen über das aus seiner Sicht gelungene Bauwerk: „Die Dömitzer Brücke ist mit den auffallenden Bögen eine prägende Landmarke in der Natur- und Kulturlandschaft und beherbergt Tier- und Pflanzenarten wie Falke, Fledermaus und Farne. Deswegen war es gut, dass die Eingriffe in die Natur durch die Sanierung so minimal wie möglich gehalten werden konnten, indem auf die bestehende Brückenkonstruktion gebaut wurde. So können wir mitten in den Biosphärenreservaten ein Denkmal von nationaler Bedeutung erhalten und die einzigartige Natur zugänglich machen.“
Auch der Brückenbesitzer, Dr. Toni Bienemann aus den Niederlanden, sieht das so. „Unsere Idee, das Bauwerk und die Aussicht der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist sehr gut gelungen. Die Brückenruine ist schöner geworden, als ich es mir vorstellen konnte.“
Architekt Ralf Pohlmann: „Wir sind einen wichtigen Schritt weiter gekommen, damit die Brücke langfristig erhalten bleibt und die Möglichkeit bekommt, ihre vielen spannenden Geschichten zu erzählen. Zehn Jahre später wäre das Vorhaben unmöglich gewesen, weil die Substanz extrem marode war.“
SG-Bürgermeister Jürgen Meyer wiederum betont, dass „die Brücke das Potenzial hat, ein Leuchtturmprojekt nicht nur für die Niedersächsische Elbtalaue, sondern auch für das länderübergreifende Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe von Dessau bis Scharnebeck zu werden.“
Jahrzehntelang blieben die Brückenreste ein beinahe vergessenes Rudiment am Elbufer. Im Jahre 2010 versteigerte die Deutsche Bahn das Bauwerk an Dr. Toni Bienemann. Er begann, Sanierungsmaßnahmen zu initiieren. Bis 2018 ließ Bienemann mit eigenen Mitteln und öffentlicher Förderung nicht nur die Begehbarkeit des Kopfgebäudes wiederherstellen, sondern sorgte auch für die Sanierung des Brückenkopfs. Bis 2023 wurden weite Teile der Brücke grundsaniert. Der Skywalk bietet als Kultur-, Erinnerungs- und Erlebnisort eine faszinierende Aussicht auf die wertvolle Auenlandschaft.