Ungefilterte Zeitgeschichte

Archiv in Groß Heide bietet „Best-of“-Abend

bv Groß Heide. Seit fünf Jahren arbeitet das Archiv der unveröffentlichten Texte in Groß Heide mit einem weiten Themenspektrum. Das wollen die fünf Frauen aus Groß Heide feiern – mit vier „Best-of“-Texten. „In der Sprache ihrer Zeit zeichnen die Texte ein authentisches Bild des Lebens von einst“, erläutert Dr. Sibylle Plogstedt.

Zu den Erinnerungen gehören die Gefangenschaft während der Nürnberger Prozesse. Ein Vorstandsmitglied der IG Farben berichtet über seinen Status als privilegierter Gefangener, der von Franzosen und Amerikanern verhört wird, gelesen von Klaus Bueb. Die dramatische Fluchtgeschichte einer Mutter mit vier kleinen Kindern innerhalb Deutschlands, aufgeschrieben am Ende des Zweiten Weltkriegs von Hilde Rausch, wird von der ältesten Tochter Gisela Brackert vorgetragen. Der Untergang der Wilhelm Gustloff riss auch die Frau und alle Kinder eines Kinderarztes mit in Tod: „Sülze“ heißt der Text, geschrieben vom Vater, vorgetragen von seinem nachgeborenen Sohn Friedhelm Sittig. Einen Brief aus den letzten Kriegstagen schrieb Sophie Charlotte Reimann unter den S-Bahnbögen in Berlin, ihr Sohn Walter Reimann bringt ihre Erlebnisse und Zuversicht auf das Kriegsende nahe.

Frage: Was ist den fünf Jahren seit der Gründung passiert? „Wir haben Texte aus Familien erhalten, die die Flucht aus Ostpreußen schildern, Kriegsgefangenschaft in Indien, Ägypten und in Rußland in beiden Weltkriegen. Es gab Texte über Reisen nach Afrika, ein Protokoll einer Lehrerkonferenz in Ostberlin. Wir haben aus Poesiealben gelesen aus der Kaiserzeit, über den Nationalsozialismus, die DDR und die Bundesrepublik. Neuerdings wird auch gesprochen: über die Ukraine oder den Widerstand im Iran.“ Die Lesung am Freitag im Gasthaus Schulz in Groß Heide beginnt um 18 Uhr.

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