Mit ein paar Freunden flog Arne Fallapp auf den Franz-Josef-Gletscher in Neuseeeland - einer der Höhepunkte seines Auslandsjahres als Landwirt in Australien und Neuseeland.

Viel gearbeitet, noch mehr gesehen

bv Klein Heide. Seine Lieblingsaufnahme aus Neuseeland zeigt Arne Fallapp neben einem Helikopter, hoch oben auf dem Franz-Josef-Gletscher. Das Video dazu: spektakulär. Fallapp, Master-Student der Agrarwissenschaften in Göttingen, hat es selbst aufgenommen. Es zeigt den Flug mit dem Heli über schneebedeckte Berggipfel, bis die kleine Gruppe Abenteurer schließlich oben landet, um einen Rundgang und die Aussicht vom rund zehn Kilometer langen Gletscher zu genießen.

Der 25-Jährige, der aus Klein Heide stammt, hat ein verrücktes Jahr hinter sich. Nach seinem Bachelor-Abschluss in Agrarwissenschaften, den er an der Uni Osnabrück erworben hat, hat er mehrere Monate auf der Belair-Farm in Esperance im australischen Südwesten gearbeitet. Der Unterschied zu Deutschland: Bei der schieren Flächengröße werden zwei Nullen angehängt und dann verdoppelt: 23.000 Hektar statt 107, dem Wendland-Durchschnitt. An Erntetagen fuhr Fallapp den Überladewagen, bis zu 16 Stunden und länger. Er zeigt beeindruckende Aufnahmen von neun gigantischen Mähdreschern, die in V-Formation die Felder abernten.

Eingeschworene Gang: Viele Deutsche sind auf australischen Farmen anzutreffen, aber auch Helfer aus allen anderen Teilen der Erde.
Beeindruckend: Auf der 23.000 Hektar großen Belair-Farm im australischen Esperance arbeitete Arne Fallapp monatelang mit. – Aufn.: Foto: privat

Aber dafür gab es dann auch bis zu 600 Dollar – am Tag. Die Farm sei unter Landwirten bekannt, auch aus dem Wendland seien schon einige dort gewesen. Die Schafhaltung haben die Eigentümer aufgegeben, machen nur noch in Getreide.

Anschließend hat Fallapp Australien bereist, drei Monate lang auf Tasmanien Kartoffeln geerntet und ist schließlich nach Neuseeland geflogen. Das viele Geld, was er „down under“ verdient habe, habe er auf den Reisen auch wieder ausgegeben, lacht Fallapp – „das Leben ist dort teuer“.

Der Trip nach Neuseeland am Ende seiner Arbeit war gleichsam die Belohnung für die monatelange Schufterei auf einer australischen und einer tasmanischen Farm.

Wobei auch dies eine tolle Erfahrung für den gelernten Landwirt war.

Eingeschworene Gang: Viele Deutsche sind auf australischen Farmen anzutreffen, aber auch Helfer aus allen anderen Teilen der Erde.
Eingeschworene Gang: Viele Deutsche sind auf australischen Farmen anzutreffen, aber auch Helfer aus allen anderen Teilen der Erde. – Aufn.: Foto: privat

„Facharbeiter bekommen dort einen sehr guten Stundenlohn, ich habe auf der Farm 35 Dollar die Stunde verdient, und habe die Unterkunft und sogar das Essen gestellt bekommen. Man konnte also gut sparen.“ Auch, da die nächste Stadt, Esperance, rund 100 Kilometer entfernt lag. „Und doch sind wir dort hingefahren, an Regentagen, zum Einkaufen und zum Feiern. Ging halt nicht anders“, berichtet Fallapp.

Da der australische Sommer zwischen Dezember und Februar liegt, wurde von Mitte Oktober bis Ende November geerntet.

Der größte Unterschied zu zu Hause, wo seine Eltern und Brüder ebenfalls einen landwirtschaftlichen Betrieb leiten: „Das Feierabendbier leidet bei der schieren Größe der Farm ein wenig, es ist so viel zu tun. Wobei die Besitzer sehr nett waren, nicht arrogant und auch fleißig, sie haben immer mitgearbeitet.“

Mit ordentlich Dollar in der Tasche bricht Fallapp auf und bereist mit einem Freund die komplette australische Ostküste, von Adelaide bis Cairns, jetzt als Tourist im Wohnmobil.

Eingeschworene Gang: Viele Deutsche sind auf australischen Farmen anzutreffen, aber auch Helfer aus allen anderen Teilen der Erde.
An der australischen Ostküste: Das viele Geld, was Arne Fallapp in Australien verdiente, gabe er auf der Reise auch wieder aus. – Aufn.: Foto: privat

Sie besuchen eine der größten Tagebau-Goldminen der Welt, mit einem 800 Meter tiefen Krater. Höhepunkt war ein Tiefflug mit einer Cessna über das Great Barrier Reef und auch ein Tauchausflug in jenes größte Korallenriff der Welt an der Ostküste. „Auch so Dinge wie Jetskifahren konnten wir uns als arme Studenten leisten – Geld war ja da. Aber Weihnachtsstimmung kam bei der Hitze nicht auf“, schmunzelt Fallapp. In Adelaide herrschten an Heiligabend 20°C, in Nordaustralien sogar 40°C.

Ein weiteres Highlight seiner Reise: „Die Silvesterparty in einem Restaurant auf 300 Metern Höhe, mit Blick auf das Feuerwerk in Melbourne.“

Von Cairns ging es nach Brisbane zurück, und von dort per Flugzeug nach Tasmanien, wo Fallapp lang Kartoffeln rodete. „Ich konnte dort einen Grimme-Roder fahren, den wir auch zuhause haben“. Sechs Tage die Woche, außer an Ostern, wurde durchgearbeitet. Auch dort gab es 35 Dollar die Stunden und 12 Stunden täglich Arbeit. „Da standen Menschen zwölf Stunden auf dem Roder. Das ist schon hart. Es war durchaus monoton, auch am Steuer – nach zwölf Wochen hat es mir gereicht.“

Das tasmanische Klima sei ähnlich wie in Deutschland, das Leben spiele sich vor allem entlang des größten Flusses ab.

Nach drei eher öden Monaten folgte der Flug nach Neuseeland. Landschaftlich extrem reizvoll sei vor allem die Südinsel, mit „tollen Seen und krassen Bergen“. Drei Wochen lang habe er die zwei Inseln besichtigt. „Ich habe viele Menschen kennengelernt und Betriebe besichtigt. Schafe sind nicht mehr das große Ding. In Neuseeland gibt es zwar immer noch fünfmal so viele Schafe wie Einwohner. Aber die Zahl ist schon deutlich gesunken: 1982 waren es noch 22 mal so viele Tiere wie Menschen.“

Eine weitere Besonderheit: Man kann in dem fernen Land „sehr gut allein reisen, ich habe nie auch nur eine gefährliche Situation erlebt.“

Fallapp lässt sich natürlich auch das „Auenland“ nicht entgehen: „In Neuseeland muss man Hobbiton besichtigen, die „Hauptstadt“ der Hobbits aus Herr der Ringe, in der Nähe von Auckland gelegen.“ Esskultur gebe es zwar keine, Pommes und Burger dominierten den Geschmack, aber bei Wein holten die Neuseeländer langsam auf, berichtet Fallapp.

Nach elf Monaten geht es dann endlich wieder nach Deutschland. Bei seiner Rückkehr seien „bei allen ein paar Freudentränen geflossen“, berichtet Arne Fallapp: „Es war schön, wieder nach Hause zu kommen“.

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