Arche-Tiere: Das Großchinchillakaninchen
bm Spithal. Die Gesellschaft alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) veröffentlicht jährlich eine Liste der gefährdeten Nutztierrassen im Bundesgebiet. Es gibt insgesamt fünf Gefährdungskategorien: „extrem gefährdet“, „stark gefährdet“, „gefährdet“, „Bestandsbeobachtung“ und „nur noch Einzeltiere“. In der gesamten Arche-Region – ein Gebiet, welches sich über die drei Bundesländer Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erstreckt – gibt es mittlerweile 33 Betriebe und 132 Einzelhalter, die von der GEH als Arche-Höfe zertifiziert sind und mindestens drei gefährdete Nutztierrassen halten. Die genetische Diversität und tiergenetische Ressourcen sind ein einmaliges Erbe unserer Vorfahren.
Uwe Hils zählt mit seinem Hof seit Jahren zu den Arche-Betrieben. Der Resthof in Spithal, auf den Uwe Hils mit seiner Frau vor 23 Jahren zog, beherbergt neben den etwa zehn Kaninchen noch Ramelsloher und Mechelner Hühner sowie Leineschafe – alles gefährdete Nutztierrassen. „Wir haben nach einem Hof gesucht, um solche Tiere halten zu können“, blickt Hils zurück.
Über die GEH kam er zu den Großchinchillas, die laut GEH unter Beobachtung stehen und in die Gefährdungskategorie „Vorwarnstufe“ eingestuft werden. Gekauft hat er die ersten Tiere damals von einem Züchter aus Schafwedel aus dem Kreis Uelzen. „Dr. Uwe Clar, ein passionierter Züchter, der bundesweit unterwegs ist.“
Hils züchtet mit drei Elterntieren und schlachtet zweimal im Jahr. „Verwertet werden die Nachkommen, die nicht für die Zucht tauglich sind.“ Das Fell lässt er teilweise gerben. „Es ist unglaublich warm.“ Damit hält Hils sich an die Vorgaben der Arche-Betriebe: Erhalten durch Verwerten.
Zurzeit hat er auch Jungtiere. Die kleinen Großchinchillas sind sehr kuschelig und wollen am liebsten in Hils Jackenärmel kriechen. Die ausgewachsenen Tiere lassen sich nicht mehr so leicht handeln: Für das Foto muss er die Häsin fest im Griff behalten, denn: „Die sind fast fünf Kilogramm schwer, aber wenn sie entwischen, auch sehr schnell.“
Das Großchinchillakaninchen zeichnet sich durch seine besondere Fellfarbe aus, die sich in einer bläulich schimmernden, lichten aschgrauen Deckfarbe zeigt und der des echten Chinchillas ähneln soll. Sein Körper ist walzenförmig, sein Kopf kräftig und breit mit einem leicht geramsten Nasenrücken.
Die ersten Chinchillakaninchen wurden bereits 1913 in Paris von einem Züchter gezeigt. Bei der Chinchillafärbung handelt es sich um eine Mutation, welche entweder bei dem Züchter selbst aufgetreten ist oder bereits rezessiv in den von ihm verwendeten Tieren vorhanden gewesen war. Das Züchten sei nicht so einfach, wie Hils erklärt. Er habe zwar einen sehr guten Bock, „der hat immerhin 98 von 100 Punkten, aber die Fruchtbarkeit ist nicht besonders hoch. Daher muss man sehr auf die genetische Vielfalt achten, um diese zu erhalten und damit die Fruchtbarkeit zu stärken.“