Traditionen pflegen, Geschichte zukunftsorientiert fortschreiben
rs Hitzacker. Gleich vier große Fahnen nennt Hitzackers Schützengilde ihr Eigen: Stadt-, Gilde-, Königs- und Kaiserfahne. Jede hat ihre eigene Geschichte. Die älteste, die bei Ummärschen genutzt wird, jedoch in Form einer Replik, ist die Kaiserfahne, die 1896 geweiht wurde. Ihr Name geht auf den Umstand zurück, dass Kaiser Wilhelm II. seinerzeit die Schützenkönigswürde in Hitzacker inne hatte. Vertreten wurde er im Amt durch Andreas Borchert, Inhaber von Borcherts Hotel. „Während der Reichsgründungszeit übernahm der Kaiser häufig bei verschiedenen Schützengilden dieses Amt“, weiß Jörg Sander, Erster Schaffer der Gilde Hitzacker, zu berichten, der sich intensiv mit der Gildehistorie beschäftigt. Der Verbleib der Fahne sei bislang noch ungeklärt, man vermute sie aber im Alten Zollhaus – dort, wo sich auch die 1949/50 durch Schützen gestiftete Gildefahne befindet. Beim Schützenhausbrand sei sie 1978 nicht verbrannt, wie spätere Aufnahmen belegen. Fakt sei, dass die derzeit von der 2. Kompanie getragene Kaiserfahne 1969 vom Zahnarzt Hans Kaiser, König in den Jahren 1949 und 1958, neu gestiftet wurde. Etwas jünger ist die Königsfahne der 1. Kompanie, die 1969 bei Schützenfest von Herzogin Viktoria-Luise von Preußen, der Tochter Wilhelms II., vor dem Café Dierks eingeweiht wurde. Diese Fahne bedarf dringend der Sanierung. „Die Kosten: rund 2 600 Euro“, berichtete Obergildemeister Michael Schulz. Vorschlag sei, die Fahne über ein Crowdfunding restaurieren zu lassen, damit man bei der 625+2-Jahr-Feier in 2022 alle Fahnen – auch die von Peter Schneeberg 1985 gestiftete Stadtfahne (1. Kompanie) und die von Heinrich Meyer 1989 übergebene neue Gildefahne (2. Kompanie) – schwenken kann. Übrigens: Das Schwarze Corps verfügt zudem über einen Stander, die Kinderschützengilde über ein historisches Banner. Und selbst die Kabarettgruppe der Gilde, die „Pannenschieter“, stellen bei ihren humorvollen Auftritten ein eigenes Wappenschild auf.