Virtuelle Führung in Lenzener Kirche
kek Lenzen/Elbe. Eine Orgelführung ohne Tuchfühlung – geht denn das? Ja, es ging kürzlich, bis auf die etwas schwierige Akustik in der Lenzener Kirche. Was sich Organistin Oana Maria Bran ausgedacht hatte, um den immerhin mehr als 30 Besuchern die Lenzener Orgel nahezubringen, war verblüffend einfach, und vor allem: Es funktionierte. Es gab nämlich stattdessen eine Orgel-Diashow mit Video. So hatten die Gäste immerhin doch noch das Gefühl, mitten im Instrument zu stehen und sich das geheimnisvoll konstruierte Wunderwerk anzusehen. Dieses hatte der Musikethnologe Curt Sachs 1919 mit den Worten beschrieben: „Die Orgel ist ein Aerophon, ein Lufttöner, aus skalenmäßig gestimmten Eintonpfeifen, die durch ein Gebläse gespeist und durch Klaviaturen eingeschaltet werden“. Damit sind auch bereits die Hauptelemente der „Königin der Instrumente“ genannt: Pfeifen, Gebläse und Klaviatur.
Zu allen diesen drei Komponenten wusste die Kirchenmusikerin Interessantes zu erzählen. Etwa, dass die Tasten des Lenzener Gerätes abgerundet sind. „Damit kann man dann sehr schnelle Stücke spielen, was bei scharfkantigen Tasten nicht möglich wäre.“ Und das Gebläse wird durch vier Bälge angetrieben, was in früheren Zeiten ein Balgentreter erledigt hat, der mit einer speziellen Glocke zum Treten aufgefordert wurde. Aber längst wird die Orgel durch einen Motor betrieben, der mittels einer besonderen Konstruktion alle vier Bälge antreibt.
Ein umfangreiches Thema sind die Orgelpfeifen, von denen bekannt ist, dass sie verschiedene Längen haben. „Und je länger, desto tiefer ist der Ton“, so die Organistin. Doch das ist nicht alles. Es gibt Pfeifen aus Metall und aus Holz, es gibt runde und viereckige Stücke – letztere deswegen, „weil es nicht möglich ist, hölzerne Orgelpfeifen zu drechseln“. Die metallenen Stücke unterscheiden sich zudem noch in der Farbe, „was damit etwas zu tun hat, dass ältere Stücke der Oxidation unterliegen und sich damit dunkel färben“. Dann gibt es auch noch gehämmerte Exemplare, „die sehen aus, als wenn sie Kratzer hätten, aber das rührt von ihrer Herstellung her“. Und was ist eine gedackte Pfeife? Ganz einfach, das ist eine Röhre, die oben eine Art Deckel aus Leder besitzt. „Und damit wird der Klang etwas gedämpft.“
Zu den verschiedenen Klangfarben gab es Beispiele, zu denen die Musikerin die Pfeifen zum Tönen brachte. Nicht nur das Glöckchen für den Balgentreter war da zu hören, sondern die helle Rohrflöte etwa, das warmtönende Principal oder die silbrig klingende Octav. Ein besonderes Hörerlebnis war die renaissancemäßig klingende Quintadena, „denn das ist die älteste Orgelflöte im Lenzener Instrument“. Schließlich geht dieses auf eine mittelalterliche Orgel, welche von Hans Scherer dem Jüngeren 1627/28 umgebaut und durch Arp Schnitger 1708 abgeschlossen wurde, zurück. Erweitert wurde diese dann durch den Orgelbauer und Wagnerschüler Gottlieb Scholtze.