Die Geschichten verwunschener Orte
bm Süthen. Eine große Gruppe an Fahrradfahrern und Fußgängern folgte am vergangenen Sonnabend über eine Strecke von etwa sechs Kilometern den alten Pfaden der Wenden, welche zu verwunschenen Orten führten. Und damit auch jeder Vorbeigehende oder -fahrende weiß, dass es sich um einen solchen Ort handelt, stellte der Wendische Freundes- und Arbeitskreis an diesen besonderen Plätzen Infotafeln auf. „Wir möchten damit auf die alten Sagen und die Geschichten des Wendlands aufmerksam machen und darüber informieren“, berichtete Undine Stiwich. In Süthen etwa stehen gleich zwei solcher Tafeln. Eine dort, wo im 17. Jahrhundert Pastor Johann Parum Schulze wohnte. Diethart Gnade von den Wendenfreunden, wie sich der Verein kurz und bündig nennt, übersetzte den Anwesenden den altdeutschen Text, in dem es unter anderem darum geht, dass die Wenden sich früher erst die Schuhe angezogen hätten, wenn sie in der Stadt Lüchow angekommen wären. Beim Verlassen der Stadt hätten sie sich die Schuhe wieder ausgezogen. Die Künstlerin und Süthenerin Heide Kowalzik hat die Tafel mit einer zusätzlichen Zeichnung versehen.
Gebaut hat die insgesamt sechs Tafeln Marco Bogataj. Für den aus Slowenien stammenden einstigen Tierarzt ein persönliches Anliegen, denn „meine Wurzeln sind sorbisch, daher interessieren mich diese alten Sagen und Geschichten auch sehr“.
Eine weitere Tafel steht in Naulitz. Auf jener wird über das versunkene Dorf informiert, und zwei weitere Tafeln befinden sich am sogenannten historischen Gühlitzer Totenweg, der zur Kirche nach Meuchefitz führt. „Die Särge mit den Verstorbenen wurden früher durch das Wasser gezogen, damit die Seelen der Toten nicht zurückkehren“, informierte Stiwich die Anwesenden. Während der informativen Tour wurden alle Tafeln feierlich und unter viel Beifall enthüllt.