Von Verzögerungen und Hochrechnungen
cf Lüchow-Dannenberg. Wie berechnet sich die Inzidenz? Eigentlich ist das ganz einfach: Das Robert-Koch-Institut (RKI) zählt die ihm gemeldeten Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage zusammen. Diese Zahl wird nun auf die Fallzahl pro 100 000 Einwohner/innen hochgerechnet.
Die Daten kommen für Lüchow-Dannenberg vom Gesundheitsamt Uelzen – Lüchow-Dannenberg, aber nicht direkt. Vielmehr übermittelt das Gesundheitsamt die Neuinfektionen, Verstorbenen und Genesenen an das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA). Das passiert nach Angaben aus dem Kreishaus mehrmals täglich. Aber nur einmal am Tag gehen die Daten vom Landesgesundheitsamt ans RKI. „Das RKI steht also ganz am Ende der Informationskette“, teilt die Kreisverwaltung dazu mit.
Täglich veröffentlicht die Kreisverwaltung die Corona-Zahlen auf ihrer Internetseite – und zwar in der Regel nachmittags. Wenn sich aber bereits neue Erkenntnisse in der morgendlichen Lagebesprechung, die immer um 9 Uhr im Kreishaus stattfindet, ergeben haben, kommt es vor, dass die Zahlen zusätzlich am Vormittag aktualisiert werden. Einige Bürger/innen fänden das gut, bei anderen sorge das eher für Verwirrung, teilt die Verwaltung dazu mit, „gerade, wenn die Zahlen innerhalb eines Tages schwanken“.
Warum unterscheiden sich die Zahlen von Landkreis und RKI? Wer die Inzidenz anhand der Landkreiszahlen selbst berechnet, erhält oft andere Werte als jene, die schließlich vom RKI kommen. Das liegt an der beschriebenen Meldekette, bei der das RKI hinterherhängt. Aber auch eine Selbstberechnung hat nur begrenzte Aussagekraft. Denn: Auch die Zahlen auf der Website des Landkreises seien „nur eine Momentaufnahme“, so das Kreishaus. So gehe die Ermittlung der Kontaktpersonen oft bis in die Abendstunden, auch Ergebnisse von PCR-Tests gingen rund um die Uhr ein. Und: Je nach Arbeitsaufkommen im Gesundheitsamt unterscheidet sich der Zeitpunkt, wann das Gesundheitsamt die aktuelle Zahl für die Veröffentlichung auf der Landkreis-Website nennt. Prinzipiell bildet der Inzidenzwert des RKI nicht das aktuelle Pandemiegeschehen ab, weil er durch die Meldeverzögerungen ein verzerrtes Bild zeigt. Manche Medien behelfen sich daher mit eigenen Berechnungen. Aber auch das hat Tücken: Bei schnell stark ansteigenden Zahlen sei der Inzidenzwert zu niedrig.
Was wird gemeldet? Das hiesige Gesundheitsamt übermittelt umfangreiche Daten über das Programm Servnet ans Landesgesundheitsamt – von persönlichen Daten über Zeitpunkt, Ort und Person der Ansteckung, die Daten von Kontaktpersonen in Quarantäne und Ähnliches. Deshalb sind diese Daten nicht öffentlich einsehbar, auch wenn das bereits beim Landkreis eingefordert wurde. „Dies steht aber natürlich völlig außer Diskussion“, heißt es aus dem Kreishaus. Das Gesundheitsamt gehe mit den erhobenen persönlichen Daten „natürlich vertraulich um“.