Wie lebt es sich an Bord?

Als Physio um die Welt / Teil vier: Unterbringung

bv Wustrow/Santorini. „Die Ostertage waren gut von den Gästen besucht – und es war eine sehr schöne Reise, mit attraktiven Orten, die ich selbst vorher noch nicht gesehen habe – etwa Athen oder Istanbul mit der schönen Insel Santorini“ – Neues von Luca Jagow, dem Physiotherapeuten aus Wustrow, der das Glück hat, einen Arbeitsplatz auf einem Kreuzfahrtschiff zu haben. Teil vier der Reihe beschäftigt sich unter anderem mit Jagows Unterbringung.

Zu Ostern wurden einige öffentliche Bereiche themengerecht geschmückt. Für uns als Crew gab es auf jeden Fall große Schokohasen. Wie die anderen Feiertage – etwa Weihnachten und Neujahr – aussehen, kann ich (noch) nicht schildern, weil ich es noch nicht auf dem Schiff erlebt habe. Ich weiß aber, dass es für die Gäste und die Crew ein Weihnachtsmenü gibt und auch ein paar Geschenke von unserem Arbeitgeber. Mit meinem ersten Vertag vergangenes Jahr habe ich von der Reederei einen Rucksack samt Thermobecher bekommen, dazu gab es eine Grußkarte vom Kapitän.

Wenn man mal krank sein sollte, haben wir die Möglichkeit, ins Bordhospital zu gehen. Dort wird man entsprechend behandelt und verbringt die Zeit in der Kabine – abhängig davon, wie lange der Arzt einen krank schreibt. An Bord wird man meistens für den nächsten Tag krank geschrieben. Wenn der Verlauf sich verschlechtert, werden Tage rangehangen. Als ich Mitte März Corona hatte, habe ich eine Balkonkabine auf Deck 11 bekommen und habe dort fünf Tage in Quarantäne verbracht. Vom äußerlichen Umfeld her eine positive Erfahrung, im Gästebereich die Zeit zu verbringen. Allerdings durfte ich das Zimmer in der Zeit selbstverständlich nicht verlassen. Essen und Trinken wurden mir täglich vor die Tür gestellt.

Frage: Wie sind Sie untergebracht, Herr Jagow?

Ich bin auf Deck 2 untergebracht, das ist das Deck, wo auch die Gäste ein- und aussteigen. Meine Kabine besteht aus einem Klappbett. Unter dem Klappbett ist ein Schreibtisch mit Schubladen und Kühlschrank. Gegenüber befindet sich noch ein Waschbecken mit einem Kleiderschrank, neben dem Waschbecken ist die Tür zur Toilette und Dusche. Die Kabinenlänge beträgt ungefähr drei Meter, die Breite: anderthalb Meter– nicht viel Platz, aber es reicht aus. Denn ich habe in meiner Kabine Privatsphäre.

Die Kabinenzuteilung ist abhängig von der Position. Die Manager des jeweiligen Departements haben eine große Kabine mit großem Bett und Zimmerservice. Wir als Nicht-Manager haben sogenannte Single-Share-Kabinen. Es gibt aber auch Kabinen mit Doppelbett: Diese sind auf Deck 1 untergebracht und werden von Angestellten des Restaurants, Houskeepings und den Cleanern belegt. Man merkt durchaus, das die Position auf dem Schiff einen Einfluss auf die Kabinenverteilung hat. Das ist eines der wenigen Dinge, die ich negativ finde. Meiner Meinung nach sollte jeder die gleiche Kabine haben – und diese auch einmal pro Woche selber putzen.

Da kommen wir nämlich zum nächsten Thema: Jede Woche findet die „Cabin-Inspection“ statt. Dann werden unsere Kabinen kontrolliert – nach Sauberkeit und Allgemeinzustand. Wird bei der Kontrolle ein sogenanntes ,,Finding“ entdeckt, wird das an den jeweiligen Manager weitergegeben. Der Manager oder die Managerin muss dann das Crewmitglied darauf hinweisen, das Finding zu beseitigen, so stellen die Verantwortlichen sicher, dass die Crewkabinen gut erhalten bleiben.

Essen gehen wir täglich in der Crewmess. Dort isst die gesamte Crew zu unterschiedlichen Zeiten, damit es nicht zu voll wird. Das Essen ist vielseitig und reichhaltig. Für jeden ist etwas dabei, vor allem für Vegetarier. Auf dem Schiff versuche ich mich regelmäßig eher vegetarisch zu ernähren. Dass liegt wahrscheinlich daran, dass die Fleischgerichte nicht wie bei Mama und Oma zuhause schmecken.

Grundsätzlich ist das Essen aber gut. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, als Crewmitglied im Gästebereich oder in den Restaurants zu essen, aber dass ist ein eher seltenes Vergnügen. Trotzdem versuche ich, einmal die Woche mit ein paar Kollegen im Gästebereich essen zu gehen. Dafür muss ich allerdings bei meiner Managerin anfragen, und sie muss das beim Hotelmanager anmelden.

Es ist auch kein Problem, sich mit den Gästen privat im Gästebereich zu treffen, das gilt aber nicht für die Gästekabinen. Das ist verboten.

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