Lust auf die Ferne ist ungebrochen – Nahziele liegen im Fokus
rs Regional. Die Gesamtsituation stellt eine Krux für alle Reisebüros dar: Der Wunsch zu verreisen ist sehr groß, das zu offerierende Angebot fast nicht vorhanden. Der Werbespruch „Urlaub beginnt beim Buchen“ gilt nicht mehr. Es muss wegen der vielen Variablen eher lauten: „Urlaub beginnt mit Reiseantritt“ – was die Vorfreude nimmt und die sprichwörtliche Urlaubsstimmung mindert. Jedwede Reiseplanung scheint ein Blick in die Glaskugel. Impfungen und fallende Inzidenzwerte stehen vor Destination sowie vor der Frage: „Ans Meer oder in die Berge?“
Rückschau: Lediglich wenige Monate vor der Pandemie stellte sich für die Deutschen ein ganz anderes Bild dar: Hinter den Festland-Chinesen und US-Amerikanern reisten die Deutschen am meisten. Mit rund 55 Millionen Personen, die eine Reise von mindestens fünf Tagen unternommen haben, lag die Zahl der Urlaubsreisenden in Deutschland im Jahr 2019 so hoch wie nie zuvor. Insgesamt gaben die Deutschen im Jahr 2019 rund 73,1 Milliarden Euro für ihre Urlaubsreisen aus.
Was also tun? Kann man Reisen für das Frühjahr oder den Sommer beziehungsweise Osterferien und Sommerferien 2021 planen und buchen – vorausgesetzt, es ist wieder zulässig? „Buchungen sind über uns möglich“, sagt Udo Daasch, der regelmäßig in seinem Reisebüro anzutreffen ist, weil er die anrainende Postfiliale mitbetreibt, er empfiehlt sie für Pauschalreisen sogar, weil es an einigen Destinationen Schwerpunkte geben wird und die Reiseveranstalter vielfach Stornierungen bis zu 14 Tage vor dem Reiseantritt kostenfrei gewähren. Jedoch gebe es derzeit relativ wenige Flugverbindungen. Und: „Eine Reisewarnung ist immer möglich und sollte auch einkalkuliert werden.“ Bei privat gebuchten Ferienwohnungen sei die rechtliche Lage bei einer Stornierung oft deutlich schwieriger.
„Deutschland wird überrannt“, kommentiert Hartmut Schulze, der weiß, dass wegen Covid-19 nach 2020 auch 2021 die Bundesrepublik erneut zum beliebtesten Reiseziel der Deutschen wird. Dies bestätigt auch die TUI. Sehr gefragt seien neben der Ostsee der Schwarzwald, der Bayerische Wald, Allgäu und die Ostfriesischen Inseln. Einer Ipsos-Umfrage zufolge wollen über zwei Drittel der Befragten (70 Prozent) in der kommenden Saison auf Auslandsreisen zwar verzichten – dafür aber Urlaub in Deutschland machen – deutlich mehr übrigens mit Wohnmobilen, was sich vergangenes Jahr als Trend herausschälte. Ein weiterer Trend innerhalb des Bundesgebietes stellt der Undertourism dar, bei dem man bewusst weniger frequentierte Ziele ansteuert. Gewinnerin dieser Tendenz war 2020 auch die Kiebitz-Region.
Schulzes Tipp, den auch die Tourismuskauffrau Ann Kathrin Kahle teilt, dem zu erwartenden Ansturm an Deutschlands Hotspots und somit vermehrten Kontakten zu entfliehen: eine sogenannte „blaue Reise“ buchen. Das sind Kreuzfahrten, bei denen es zwar keinen Landgang gibt, aber sämtliche Vorzüge eines Hotelschiffes. „Zudem existiert dort ein hervorragendes Hygienekonzept mit eigenständiger Quarantänestation“, so Kahle. „Das ist TUI-Cruises sehr gut gelungen“, unterstreicht Schulze, der im November selbst das Angebot testete und überdies die bisherige Corona-Phase nutzte, um an der Drawehner Straße 47 in neue moderne Räume umzusiedeln.
Bei den wenigen Nachfragen stellten alle Befragten fest: Gesundheitliche und Hygieneaspekte sowie solche der persönlichen Einschränkung bei der Reise sind bei der Planung nach vorn gerückt. Wo – außer auf dem Flughafen, im Flieger und im Bus – muss ich eine Maske tragen? Wie ist die medizinische Versorgung vor Ort? Was ist, wenn man sich vor Ort ansteckt? Gerade der älteren Klientel, die zu den Risikogruppen gehört, aber auch eine große Anzahl an Reisewilligen stellt, sind die Antworten auf letztere Fragen wichtig. Als essentiell nennt Ann Kathrin Kahle vom Reisebüro Evers daher bei Fernreisen den Abschluss einer Auslandskrankenversicherung. „Dort haben die Versicherer nachgebessert“, informiert Schulze. Eine Infektion mit Covid-19 sei bei vielen inkludiert.