Maxi-Minibar im Partykeller
rs Lüchow. Sammeln kann man bekanntlich alles. Der Antrieb dazu ist so vielfältig wie die Sammelbereiche selbst. Und manchmal kann man sein Hobby zum Beruf machen – oder umgekehrt. Im Fall des Lüchowers Karl-Heinz Schulz scheint es zumindest so. Mitte der 1960er-Jahre hatte Schulz die Lüchower Traditionsfirma Ernst Wolter an der Mauerstraße übernommen, einen Getränkefachgroßhandel, der sich seit der Gründung 1883 von einem keinen Betrieb mit Schankerlaubnis im Laufe der Jahrzehnte zu einem gestandenen Unternehmen entwickelte, das als Getränkegroßhandel zehn Mitarbeiter beschäftigt. Vielen ist Wolters Boonekamp ein Begriff. Dieser Magenbitter, dessen Rezept nach wie vor gehütet wird, wird ebenfalls dort hergestellt, heute vom Firmenchef Egbert Schulz, dem Sohn.
Zurück zu Karl-Heinz Schulz und dessen Sammelleidenschaft, für die er quasi an der Quelle saß: Im Zuge seiner Tätigkeit erhielt Schulz, der 2012 verstarb, regelmäßig von Vertretern Miniaturfläschchen mit alkoholischem Inhalt. „Doch nicht nur über diese Kanäle wuchs seine Sammlung stetig“, erinnert sich Tochter Regina Maatsch, die das Sammelerbe ihres Vaters bis heute mit ihrer Mutter Ursula Schulz in einer Kellerbar bewahrt: über 1200 Fläschchen unterschiedlicher Größe, die fein nach Inhalt, Hersteller und Jahrgang sortiert sind. „Auch von Urlaubsreisen – unter anderem aus Kanada oder von Zypern – haben wir solche kleinen Mitbringsel mitgenommen, für die mein Vater eigens Schränke tischlern ließ, die man mit Glasscheiben schließen und so vor Staub schützen kann.“ Und auch aus dem großen Freundeskreis erhielt Schulz Mini-Flaschen aus Glas, Keramik, Ton oder Kunststoff – etwa zu Geburtstagen. Über das Internet habe er nie welche bestellt, das habe es ja noch gar nicht in der heutigen Form gegeben.
Genutzt, also getrunken, habe er aus dieser Maxi-Minibar nie, erinnert sich seine Witwe Ursula Schulz. „Er war eher Weinliebhaber. Weine sammelte er ebenfalls.“ Aber gehütet hat der in Lüchow vielseitig – auch sportlich – engagierte und beliebte Geschäftsmann seine Fläschchen: Um die unweigerlich einsetzende Verdunstung aufzuhalten, sind die meisten Verschlüsse penibel versiegelt.
„Einige der abgefüllten Alkoholika werden heute gar nicht mehr hergestellt“, weiß Ursula Schulz. Gern wolle man die Sammlung irgendwann in gute Hände übergeben, an jemanden, der dieses flüssige Kulturgut zu schätzen weiß, sind sich die beiden einig.