Ingrid und Günter Schliebusch leben in einem Tiny House
bm Regional. „Wenn ich im Badezimmer stehe, muss ich keinen einzigen Schritt machen, alles ist in unmittelbarer Reichweite“, erklärt Ingrid Schliebusch. Sie und ihr Mann Günter wohnen in einem Tiny House am Rande von Mecklenburg-Vorpommern. Für den minimalistischen Lebensstil hat sich das Ehepaar vor etwa zwei Jahren entschieden. Damals wohnte das Paar noch in Gießen. Umgezogen sind beide schon diverse Male. „Uns hält es nie lange irgendwo“, räumt Günter Schliebusch ein und Ehefrau Ingrid kennt es nicht anders: „Meine Eltern brauchten auch regelmäßig einen Tapetenwechsel.“
Das Paar kommt aus dem Rheinland, hat aber unter anderem schon in Schleswig-Holstein, Hessen und in der Schweiz gelebt. „Durch unsere Umzüge haben wir nie besonders viel angeschafft“, so Ingrid Schliebusch. Irgendwann sei dann die Idee mit dem Tiny House gekommen. Ingrid Schliebusch schenkte ihrem Mann ein Buch über Tiny Houses. Wie man sie baut und plant. „Ich wollte unbedingt selbst eins bauen.“
Das kleine Haus aus Zedernholz ist vier Meter hoch und 2,55 Meter breit. Die Wohnfläche beträgt 17 Quadratmeter, „wenn man unseren Schlafbereich, der über eine kleine Treppe nach oben führt, mitrechnet“. Es steht auf einem stabilen Anhänger. Die Planungen seien aufwendig gewesen. „Man muss schon vorher wissen, wo was stehen soll und wo man beispielsweise Regale anhängen möchte. Dann muss eine entsprechende Unterkonstruktion gebaut werden.“ Alles müsse sehr genau ausgemessen und die Möbel entsprechend angefertigt werden, denn auch diese seien in der Regel kleiner und schmaler. „Wir haben vorher alles maßstabsgetreu aufgemalt. Man muss wissen, wo die Fenster hin sollen und wo welches Möbelstück stehen soll“, erzählt Ingrid Schliebusch. Und so wird jede Ecke in dem kleinen Raum sinnvoll genutzt, aber ohne, dass es vollgestellt aussieht. Der Schlafplatz ist direkt über der kleinen Küche. „Wir haben vernünftige Lattenroste und damit gute Betten“, erklärt der Experte. Auch mehrere Gäste hätten sie schon gehabt. „Wir haben Platz für sieben oder acht Leute und am Ende sind alle in der Küche“, schmunzelt Günter Schliebusch.
Für wohlige Wärme sorgt ein Pelletofen. „Der kleinste, den es gibt“, so Günter Schliebusch. Ein Deckenventilator verteilt die Wärme gleichmäßig und sorgt im Sommer für kühle Temperaturen. Und die Toilette ist eine Komposttoilette. „Wassersparend und geruchsfrei. Für das Duschwasser nutzen wir allerdings das normale Abwassersystem. Man kann natürlich auch komplett autark leben, wie beispielsweise mit Fotovoltaik, aber das ist alles eine Kostenfrage.“ Die Schliebuschs hätte das Tiny House etwa 50 000 Euro gekostet.
Und weil sie dann aus Gießen wieder fort wollten, um etwas Neues kennenzulernen, haben sie ihr Haus einfach mitgenommen. Der Entschluss, in den Norden zu ziehen, kam durch einen Urlaub im Wendland. „Uns gefielen die Gegend und die Menschen. Nun wohnen wir knapp daneben.“
„Wir sind dann mit dem Haus umgezogen. Was gar nicht so einfach war, wie alle immer meinen“, so Ingrid Schliebusch. „Der angebaute Vorbau, der etwas Wohn- und Stauraum gibt, musste für den Transport abgebaut werden. Alles musste ausgeräumt und abgebaut werden. Wir hatten die Befürchtung, dass es sonst zu schwer werden könnte. Immerhin habe ich alles bis an die Grenze gebaut. Dreieinhalb Tonnen durfte ich transportieren.“
Die Räder wurden nach dem Transport abmontiert und das Häuschen steht nun aufgebockt auf zehn Pfählen. Neben dem wieder angebauten Vorbau gibt es eine Terrasse und eine extra Rampe für die Hunde, die ebenfalls zu den Mitbewohnern zählen.
Das komplette Wohnen in einem Tiny House gefällt beiden immer noch sehr gut. Günter Schliebusch räumt aber ein, dass sie das Haus der Schwiegereltern, die mit umgezogen sind und direkt nebenan wohnen, bedingt mitbenutzen. „Wir haben dort noch Möglichkeiten, etwas unterzubringen und bauen uns dort gerade ein Homeoffice ein, denn das ist in einem Tiny House doch etwas eng. Besonders wenn beide von zu Hause aus arbeiten müssen.“ Im Garten gibt es außerdem Nebengebäude für Werkzeug und sogar ein altes Plumpsklo.
„Für uns ist es so derzeit alles ideal. Wir vermissen auch nichts. Dadurch, dass wir nicht so viel an Möbeln oder anderen Dingen haben, können wir uns auf das Wesentliche im Leben konzentrieren. Wir wollen uns mit dem Wohnen in unserem Tiny House auch nichts beweisen. Ob und wann wir wieder umziehen werden und ob wir das Haus dann wieder mitnehmen oder vermieten oder verkaufen, wissen wir noch nicht. Alles ist möglich“, so Günter Schliebusch.