Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt besuchte Festwoche in der Johanneskirche
kek Dömitz. So voll wie am Sonntagnachmittag war die Dömitzer Johanneskirche wohl schon lange nicht mehr. Aber es gab dort auch gleich zwei Höhepunkte, die für das Gotteshaus einmalig sind: den Beginn der Festwoche zum 150. Bestehen des Gebäudes und der Besuch der Landesbischöfin für die Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt.
Eingerahmt wurde die Feierlichkeit durch Auftritte des Chores der Kirchengemeinde Dömitz-Neu Kaliß unter der Leitung von Elmar Roetz, und auch ein Grußwort der Katholischen Gemeinde der Stadt gab es. Der Höhepunkt des Festgottesdienstes war die Predigt der hohen kirchlichen Würdenträgerin, die während der gesamten Andacht ein von Herzen kommendes Lächeln zeigte. Sie begann mit einem Kompliment: „Ich bin beeindruckt, was Ihnen nicht nur heute gelingt: die Fusion zweier Gemeinden, ein lebendiges, vielfältiges und vor allem unkonventionelles Gemeindeleben mit Festen und Feiern, Ihr soziales Engagement für die Arbeit der Tafel – und Ihr unbeirrbarer Optimismus, mit dem Ihnen auch die Restaurierung der Runge-Orgel gelungen ist!“ „Und wer hätte in der Zeit der deutschen Teilung, die vielen Familien hier in besonderer Weise betroffen hat, ernsthaft damit gerechnet, dass das Leben rund um diese Kirche einmal so frei und vielfältig sein würde wie heute?“, blickte Kühnbaum-Schmidt zurück. Weiterhin erinnerte sie an einen berühmten Dömitzer: an den um 1490 hier gebürtigen Reformator Joachim Slüter, der später als Kaplan in der Rostocker St.-Petri-Kirche tätig war. „Inspiriert von den Ideen seines Zeitgenossen Martin Luther, predigte er nicht mehr auf Latein, sondern auf Plattdeutsch – um Bildung für alle zu ermöglichen.“
Und die Landesbischöfin machte Dömitz eine Liebeserklärung: „Diese Kirche mag am Rande liegen, zumindest am Rande des Naturparks Elbetal, wo sich Himmel und Erde so einzigartig verbinden. Aber nicht selten ist das wirklich Schöne, das einen berührt und Herzen ergreifen kann, gerade dort am scheinbar unscheinbaren Rand zu entdecken.“ Eine Predigt, so besagt ein ungeschriebenes Gesetz, darf nicht mit Applaus bedacht werden. Sonst hätte es an dieser Stelle sicher viel Beifall für diese so sympathische und erquickliche Kanzelrede gegeben.
Das Bischofsamt, so eine Erklärung, bestehe auch insbesondere darin, „zu den Menschen zu gehen, das Gespräch zu suchen und dieses zu fördern“. Dabei zeigte sich die Landesbischöfin nach dem Gottesdienst als wahre Episkopa: Schließlich galt es, am Kirchenportal den heraustretenden Besuchern die Hände zu schütteln und fröhlich miteinander zu plaudern. So auch mit Ulrich Lüth aus Kaliß: Der 81-Jährige schilderte der Geistlichen, wie seine Vorfahren bis 1928 die „Döömser Kerk“ per Pferdegespann aufsuchten und sich nach dem Gottesdienst „nen suren Häring“ genehmigten. „Wie interessant“, freute sich die Landesbischöfin – sicher auch, weil Slüters Platt noch immer lebendig scheint.