Elke und Uwe Meyer züchten seit 25 Jahren Edelkrebse
bm Bergen.
Wenn Uwe Meyer sich seine Jogginghose mit den Hosenträgern und dazu die dicken Socken anzieht, dann ist er auf dem Weg zu seinen Teichen. Die Jogginghose hat die Funktion einer praktischen Unterhose, die er unter seiner grünen Wathose trägt. Grund für diese Bekleidung sind die Edelkrebse, welche Elke und Uwe Meyer aus Bergen seit 25 Jahren züchten – und das mit Passion. Ihre Krebszucht haben die Meyers immer im Blick, denn die sechs Zuchtteiche sind im Garten direkt hinter dem Haus angelegt. Daneben sind zwei Klärteiche und drei Swimming-Pools, die nicht etwa dem eigenen Badevergnügen dienen, sondern in denen das Wasser aufgefangen wird, welches mit einer Pumpe und einem selbst gebauten Rohrsystem dorthin transportiert wird.
„Der Erhalt dieser in Europa heimischen Tiere liegt in Menschenhand. 1860 gelangte der amerikanische Flusskrebs in die europäischen Gewässer und brachte die Krebspest mit, gegen die dieser Krebs immun ist, der aber für eine große Dezimierung hiesiger Krebsbestände sorgte.“
Auch im Dumme-Mühlenbach-System sei bis in die 70er-Jahre hinein ein guter Bestand an Edelkrebsen gewesen. „Durch Grundräumungen und mehrere Schadstoffunfälle wurde dieser Bestand aber auf ein Minimum reduziert“, klärt Meyer auf. 1998 begann der Bergener aus den Resten des Dumme-Mühlenbach-Stammes eine Nachzucht zu gründen, die mittlerweile deutschlandweit bekannt ist. Und zwar so bekannt, dass in der vergangenen Woche ein Team des Fernsehsenders RTL Nord bei Familie Meyer zu Gast war, um über diese besondere Zucht einen Film zu drehen. „Wir waren schon sehr aufgeregt“, berichtet Elke Meyer, die mit ihrem Mann die ganze Woche mit den Vorbereitungen beschäftigt war. Daher wurde das herbstliche sogenannte Abfischen auch etwas vorverlegt, um die Gliederfüßer auch entsprechend präsentieren zu können. „Für das Abfischen müssen wir das Wasser aus den Teichen pumpen, um die Krebse sammeln zu können“, erläutert Meyer später vor laufender Kamera. Eine mühselige Arbeit, denn die Tiere verstecken sich im Schlamm oder in den Höhlen aus Bausteinen, die überall im Teich verteilt liegen. Bis zu den Ellenbogen und auf den Knien hockt das Ehepaar im mittlerweile elf Grad kalten Wasser und sammelt Krebse. „Jetzt ist die ideale Temperatur für die Befruchtung, ansonsten halten sie es gut bis 26 Grad aus.“ Die Befruchtungszeremonie sei ein besonderer Akt bei Krebsen. „Eigentlich auch etwas brutal, denn das Männchen zieht das Weibchen aus seinem Versteck und zwingt es auf den Rücken. Dabei werden die Scheren so fixiert, dass das Männchen nicht verletzt werden kann. Das Männchen heftet mit seinen Befruchtungsgriffeln sein Sperma an das Weibchen an. Dieser Vorgang regt bei den Weibchen die sogenannte Hypophyse an, dadurch wird die Eireife angeregt. Nach zwei bis drei Wochen legt das Weibchen dann die Eier und durch das Ausscheiden der Ovarialflüssigkeit wird das Sperma aktiv und es findet die eigentliche Befruchtung statt.“
Zudem hätten Edelkrebse omnipotente Zellen, wie Meyer weiter ausführt. „Das heißt, wenn die Tiere eines ihrer Gliedmaßen verlieren, wächst es wieder nach. Bei der Befruchtung gehen oft Scheren verloren, auch diese wachsen wieder nach.“ Während des Wachstums werfen die Tiere ihr gesamtes Skelett samt Scheren ab, denn im Grunde „ist der Panzer ja zu klein. In dieser Zeit sind sie natürlich sehr gefährdet und eine leichte Beute für Fressfeinde.“ Allein im vergangenen Jahr haben Meyers mehr als 150 geschlechtsreife Weibchen durch Waschbären verloren.
Für den Verkauf werden die Zuchtexemplare aus diesem Jahr herausgesammelt. „Wir verkaufen hauptsächlich die Sömmerlinge. Ältere Tiere lassen sich nicht mehr gut umsiedeln, sie verlassen ihr neues Zuhause und vertrocknen dann, sofern sie nicht ein anderes Gewässer finden.“
Ihre eigenen Krebse haben Meyers noch nie gegessen. Ihre Kunden benötigen die sogenannten Zehnfüßer – die Scheren zählen ebenfalls als Füße –, um ihre Gewässer durch Krebsbesatz wieder ins Gleichgewicht zu bringen. „Denn Krebse fressen überwiegend Pflanzenaufwuchs sowie absterbendes Pflanzenmaterial und Insektenlarven, Würmer, Schnecken und verendete Fische. Wenn sie sich zu stark vermehren, tja, dann werden sie die Krebse vielleicht doch verzehren.“
doch verzehren.“