Stadtschreiberin Anne Münch erkundet für die Filmfirma die Stadt Lenzen
kek Lenzen/Elbe. Im Juni fährt eine junge Frau mit ihrer kleinen Familie von Hamburg zurück in die brandenburgische Landeshauptstadt. Auf der Tour wird Halt gemacht – in Lenzen. „Schön hier, sagten wir“, erzählt die Potsdamerin. An der Seetorstraße wurden die drei von einer freundlichen Einwohnerin angesprochen: „Kommen Sie doch in den Hof in den Schatten, da ist es kühler.“
Jetzt, Anfang Oktober, ist die junge Dame wieder im Städtchen, aber diesmal mit einer beruflichen Mission: als Stadtschreiberin. „Das habe ich mir damals nicht träumen lassen, dass ich wieder hierher komme“, sagt Anne Münch.
Ein Stadtschreiber ist normalerweise eine Person, die städtische Urkunden anfertigt und anspruchsvolle Korrespondenz erledigt. So war es zumindest im Mittelalter. Inzwischen hat sich das Tätigkeitsfeld verändert – es umfasst eher literarische Aufgaben, die vom Verfassen eigener, freier Texte bis hin zu Lesungen – etwa in Schulen – reichen. Damit betraut wird in der Regel der Gewinner eines Literaturpreises.
Die 37-Jährige ist jedoch ausgebildete Regisseurin und hat bereits diverse Kurzfilme produziert und an verschiedensten Projekten mitgearbeitet, die aber eher im filmischen Bereich angesiedelt waren. „Und das hier, das soll etwas ganz Langes werden.“ Die Berliner zero one film GmbH plant, einen Film über ein brandenburgisches Städtchen zu machen – mit einer Gesamtlänge von 90 Minuten.
Vier Orte standen dafür zur Auswahl – und betreffende Bewerber ebenfalls. Und nur wenige Wochen ist es her, dass dann die Entscheidungen fielen – erst einmal auf Lenzen und dann auf die junge Frau, die daraufhin voller Entdeckerfreude ins Städtchen fuhr. Dort wird die gebürtige Großenhainerin nun die nächsten zehn Monate verbringen, um sich die Stadt anzusehen und um Eindrücke zu sammeln. „Und wie toll – hier war ich ja schließlich schon einmal!“
Und wie sehen die ersten Eindrücke aus? „Hier gibt es ja so viel zu entdecken. Da war hier zum Beispiel vor einigen Tagen der Flohmarkt, an dem man durch die Straßen gehen und mit den Leuten ins Gespräch kommen konnte“, freut sich die Regisseurin. „Und ein Lesecafé und einen ganz besonders fröhlichen Karneval soll es hier ja auch geben!“
Und dann gab es für die junge Filmschaffende noch eine Extraüberraschung: Die Filmfirma klärte auch die Frage der Unterbringung für das immerhin knappe Jahr. Wie groß war aber das Erstaunen, als sich herausstellte, dass Anne Münch nicht irgendwo, sondern genau bei der Dame, die sie bereits im Juni angesprochen hatte, bleiben sollte. Diese ist schließlich ebenfalls eine Künstlerin und keine andere als Karin Albers, die an der Seetorstraße zusammen mit ihrem Lebensgefährten Boris Matas die Galerie SEETOR.art betreibt, dabei aber auch anderen Künstlerkollegen die Möglichkeit gibt, hier zu wohnen und zu arbeiten.
„Bis jetzt ist alles so glatt gegangen, das ist sicherlich ein gutes Omen“, meint Anne Münch.