Im Land der Smeldinger
kek Menkendorf. Diesmal kamen sie in guter und bester freundschaftlicher Absicht: Gäste aus dem ehemals fränkischen Land, die sich die vor über 1200 Jahren bestehenden Burgen ihrer einstigen bitter bekämpften Feinde ansehen wollten. Zu den ersteren gehörten Mitglieder des Wendischen Förder- und Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg und zu den Letzteren der Bürgermeister des obengenannten Ortes, der Menkendorfer Einwohner Walter Jacobs sowie Pfarrer Christoph Tuttas.
Und zu sehen gibt es ihn ja noch: den Menkendorfer Burgwall, der als Hauptort der Smeldinger gilt und im Jahre 809 schändlich niedergebrannt wurde. Da die Festung nie wieder aufgebaut wurde, sind die im Erdboden vorhandenen Reste sowie die in der Nähe der einstigen Vorburgsiedlung noch auffindbare Keramik von besonderem archäologischem Interesse: Sie können eindeutig der frühslawischen Menkendorfer Kultur – namensgebend dafür ist das nahegelegene Dorf – zugeordnet werden.
In den nachfolgenden Jahrhunderten ereignete sich hier nichts – der Boden war einfach zu sumpfig. Als im 19. Jahrhundert nach Entwässerung des Gebietes die Beackerung erfolgte, gab es mehrere Jahre später einen überraschenden Fund: einen angeblich „goldenen Dolch“. Das war der Anlass, dem Bauern die Nutzung zu entziehen. Der Burgwall wurde als erstes Objekt im damaligen Herzogtum Schwerin zum geschützten Bodendenkmal erklärt.
Gekommen zu der Besichtigung war bei der Bereisung durch die Wendenfreunde auch Rolf Schulze. Der Vorgeschichtler hatte vor einigen Jahren Untersuchungen vor dem Burgwall vorgenommen, doch gefunden hatte er nichts. „Damit ist der Beweis erbracht, dass es hier keinen, vor dem Wall umlaufenden Graben gegeben hat“, erläuterte der Prähistoriker, der dafür mit einer Rekonstruktionszeichnung eines slawischen Walles aufwartete. „Dieser hier wird ähnlich gewesen sein – eine Holz-Erde-Konstruktion, und zwar ein Palisadenbau“.
„Gestützt wird diese Annahme durch die Aussage meines Ururgroßvaters Johann Stöhlmacker, der während der Ackerarbeiten im Inneren immer wieder verkohlte Holzreste fand“, schreibt Walter Jacobs in seinem lesenswerten Buch „Die Wenden zwischen Elde und Sude“. Den ehemaligen Menkendorfer LPG-Vorsitzenden, dessen Familie seit der Gründung des Dorfes das Innere des Walles beackert hatte, hatte dieser bereits seit seiner Jugendzeit fasziniert.
Die Smeldinger werden aus mehreren Gründen als der Volksstamm, der zwischen Sude und Elde siedelte, angesehen. Doch ihre Keramik ist über das gesamte frühslawisch besiedelte Territorium verbreitet. Dazu Prof. Dr. OMR Horst Keiling, der langjährige Direktor des Museums für Ur- und Frühgeschichte Schwerin: „Dieser Keramiktyp ist aber nicht allein auf die Smeldinger beschränkt, sie war allgemein üblich!“
Und, besaßen die Smeldinger im nahe gelegenen Alt Jabel eine weitere Burg? Die längliche Anlage wird eher kritisch betrachtet. Doch was der Tewswooser Gästeführer Heinz Warnke zeigte, war interessant. „Die Schale dort im Eingangsbereich der dortigen Kirchenruine wird auch den Slawen zugeschrieben; das war für uns besonders sehenswert“, so Ernst Stelte, der Vorsitzende des in Lüchow beheimateten Arbeitskreises.
Die über 30 Mitglieder zählende Vereinigung ist übrigens Mitglied bei der renommierten Domowina, dem Bund Lausitzer Sorben, der sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung der slawischen Vergangenheit widmet.
„Wir sollten uns bemühen, die Grenzen zu überwinden“, war von Ernst Stelte weiterhin zu erfahren. Das, was die Mitglieder nun gesehen haben, war schließlich eine Reise in die gemeinsame Vergangenheit.
Die nächste Veranstaltung des Arbeitskreises wird übrigens ein Vortrag von Jenny Hagemann sein. Die Wissenschaftlerin hat sich mit den Gemeinsamkeiten der Lausitz und dem Wendland beschäftigt.