Fische sind komplex
bm Wustrow. Viele Plastikbeutel, gefüllt mit Wasser und kleinen oder größeren Fischen, gingen am Sonntag über den Tresen. Der Andrang und das Interesse waren groß. „Die Leute sind ausgehungert. Zwei Jahre konnten wir keine Zierfischbörse ausrichten“, erzählte Dietmar Kopka, der an seinem Schild mit der Aufschrift „Börsenleiter“ der Hauptansprechpartner auf der Wustrower Zierfischbörse war, welche der Aquarien- und Terrarienverein Lüchow-Dannenberg ausrichtete. Etwa 200 bis 300 Interessierte waren in die Christian-Henning-Schule gekommen. Und fast ebenso viele kamen mit kleinen Tüten wieder heraus, einige der Plastikbeutel waren in Hähnchentüten verpackt. „Damit das Wasser schön warm bleibt, obwohl die Temperaturen derzeit nicht so kalt sind“, berichtete Andrea Rähr, die mit ihrem Mann Karl-Heinz schon seit 25 Jahren auf der Zierfischbörse mit ihrer Nachzucht vertreten ist. Das Ehepaar ist ein begeistertes und versiertes Aquarianer-Paar. Beide kennen sich gut aus. In ihrer Heimat in Hannover baut Ehemann Karl-Heinz gerade ein eigenes Haus für die 100 Aquarien. „Die Hauptarbeit macht meine Frau. Nun wird alles moderner und kommt aus dem Keller in ein separates Haus.“ Wie viele Fische Andrea Rähr genau habe, könne sie gar nicht sagen. „Aber es sind 25 Farbschläge. Die Haltung von Fischen ist sehr komplex – viel komplexer als ein Hund oder eine Katze“, findet Rähr. Und wenn ein Fisch krank ist? „Meistens weiß ich aus meiner jahrelangen Erfahrung, was los ist. Aber behandeln kann man sie medikamentös nur über Wasserbeigaben.“
Die Börse sei für alle Beteiligten immer wieder eine tolle Möglichkeit, sich zu treffen und auszutauschen, betonte Kopka. „Und natürlich, um die eigene Nachzucht zu verkaufen.“ Innerhalb der ersten Stunde waren viele der kleinen Aquarien der insgesamt zehn Aussteller im wahrsten Sinne des Wortes leer gefischt. Das Angebot war groß, die Preise moderat. Die roten und recht kleinen Schwertträger lagen bei etwa vier Euro, ebenso der rote Antennenwels, der Synodontis decorus – der Pracht-Fiederbartwels – hingegen kostete 40 Euro.
Von den Schwertträgern gab es sogar während der Börse Nachwuchs. „Diese Art laicht lebende Fische. Eines der Weibchen hat heute morgen frisch gelaicht“, erzählt Karl-Heinz Rähr und zeigt auf winzig kleine Fischbabys, die im Aquarium herumschwimmen.
Zu den interessierten Besuchern zählte auch Burkhard Mielich aus Gartow, der zum ersten Mal auf der Wustrower Börse war, aber schon seit 50 Jahren begeisterter Aquarianer ist, wie er selbst bekannte. „Ich wollte mir hier erst einmal einen Überblick verschaffen und mich informieren. Ich bin aus Freiburg hergezogen und möchte mir neue Fische anschaffen. Meine anderen Fische habe ich in meiner alten Heimat gelassen. Der Umzug und die lange Fahrt wären zu viel Stress für die Tiere gewesen.“
Neben den Fischen gab es auch Wasserpflanzen zu erwerben, auch Ableger aus den Aquarien. Aber auch hier müsse man aufpassen, denn nicht alle Fische mögen Pflanzen. „Die afrikanischen Barsche beispielsweise mögen keine. Die reißen alles raus. Das sollte man wissen.“
Generell sei es wichtig, sich vorab zu informieren, was zusammenpasse, erklärt auch der Börsenleiter. „Manche Fische fressen ihre Artgenossen, auch das sollte man unbedingt berücksichtigen. Die Gesundheit der Fische und Pflanzen sollte immer im Vordergrund stehen.“