DLRG bietet Schwimmkurse für Erwachsene
bv Dannenberg. „Früher habe ich den Geruch vom Schwimmbad nicht gemocht. Zu sehr war das Chlor damit verbunden, nicht schwimmen zu können. Es ist eine unangenehme Erfahrung, hilflos im Wasser zu sein.“ So erging es Michael Helke bis zu seinem 36. Lebensjahr. Nach einem Artikel im Kiebitz, den er vor fünf Jahren zufällig las, fasste sich Helke ein Herz. In dem Text ging es um Rosi Reinert aus Dannenberg. Seit mittlerweile 25 Jahren bringt die DLRG-Vorsitzende erwachsenen Nichtschwimmern das Schwimmen bei – ehrenamtlich.
Wie viele Erwachsene in Deutschland nicht schwimmen können, darüber gibt es nur Schätzungen, berichtet Rosi Reinert. Eine repräsentative Forsa-Umfrage der DLRG von 2017 enthüllte, dass 52 Prozent der Erwachsenen nach eigenen Angaben schlechte Schwimmer oder sogar Nichtschwimmer seien. Die Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Dannenberg ist selbst schon 65. Trotzdem bringt sie immer noch Menschen aller Altersstufen das Schwimmen bei. „Die Jüngste, der ich das beigebracht habe, war dreieinhalb, die Älteste 70 Jahre“, erinnert sich Reinert. „Nächstes Jahr will ich eigentlich in Rente“, lässt sie beiläufig fallen. Ungläubige Blicke der umstehenden DLRG-Mitglieder. „Naja, mal sehen“, schränkt sie sofort ein. „Solange es Spaß macht, mache ich weiter.“
Erwachsene lernen Schwimmen in acht Stunden
Das Besondere: Erwachsene lernen das Schwimmen im Durchschnitt innerhalb von nur acht Übungsstunden – viel schneller als Kinder, die im Schnitt 20 Stunden brauchen, wie Reinert berichtet.
Die 70-jährige Schwimmschülerin von damals ist inzwischen 80. Vergnügt schwimmt auch sie während des Interviews mit Helke im Hallenbad Dannenberg – zu einer geschützten Zeit. Nämlich immer mittwochs am Abend. „Da haben wir das Bad nur für uns“, berichtet Reinert. Im Winter das Hallenbad, im Sommer das Freibad. Sogar die Bademeister verlassen dann das Bad: Ab 19.45 Uhr ist nur noch die DLRG dort und kann Schwimmunterricht geben. „Da guckt niemand zu, da lacht einen niemand aus.“ Perfekte Bedingungen für Ältere, die sich trauen, nochmal Schwimmen zu lernen.
Das hat auch Helke motiviert, bei der Stange zu bleiben. Mit 36 machte er das Erwachsenen-Seepferdchen. Ein Jahr später Bronze. Und trat dann in die DLRG ein. Als aktives Mitglied. Bis heute schwimmt er jeden Mittwoch mit der Gruppe. „Heute liebe ich den Geruch vom Schwimmbad – und die Leichtigkeit des Schwimmens. Zu verdanken habe ich das meinen Schwimmtrainerinnen Rosi Reinert und Birgit Ordon, die mir von Beginn an Stück für Stück das Vertrauen ins Wasser, das Vertrauen zu mir selbst gegeben haben. Schwimmen ist gar nicht schwer – man muss es nur wollen.“
Vieles sei „einfach eine Kopfsache“, so Helke: „Als Erwachsener im Nichtschwimmerbecken stehen zu können, gibt einem auch eine gewisse Sicherheit. Umso aufregender war es immer, ins tiefere Becken zu schwimmen. Heute schwimmt der Kopf gewissermaßen nicht mehr mit – heute genieße ich es, im DLRG-Kreis zu schwimmen. Nebenan schwimmen die Profis und ziehen ihre Bahnen. Egal, ob Schwimmanfänger oder Profi, es ist einfach ein schönes Miteinander. Und daher bin ich auch gerne fünf Jahre später nicht nur DLRG-Mitglied, sondern auch als Freischwimmer unterwegs. Das reicht mir, um später mit meinen Kindern zu schwimmen. Das ist ein tolles Gefühl – ein echtes Lebensgefühl.“
Früher sei es vor allem im Sportunterricht gewesen, wo es ihn genervt habe, nicht schwimmen zu können. „Ich hatte immer Ausreden, Badesachen vergessen, krank.“
Helke wird bald erneut Vater. Einen Sohn hat er schon, „anderthalb Jahre“. Er freut sich heute schon darauf, mit seinen Kindern ins Freibad gehen zu können – und endlich selbst auch dabei zu sein. Wer selbst einen Schwimmkurs für Erwachsene besuchen möchte: Infos gibt Rosi Reinert unter (0 58 61) 60 44 (ab 13 Uhr).