Lokale Geschäfte, Dienstleister, Gastronomie & Co. stärken
bv Lüchow-Dannenberg. Es ist ein rhetorischer Tipp, den Thorsten Hensel zu Beginn des Interviews gibt: „Versuchen Sie mal, bei Amazon einen Ausbildungsplatz für Ihren Sohn oder Ihre Tochter zu bekommen, oder einen Preis für die Tombola der Feuerwehr einzuwerben“, lächelt der Bio-Supermarktbetreiber. Hensel, Inhaber des Wendlandmarktes in Lüchow, engagiert sich auch als Vertreter des Einzelhandels in der IHK-Lüneburg-Wolfsburg und als zweiter Vorsitzender der Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe (IHG) Lüchow. Er beschäftigt sich viel mit der Zukunft von Zentren und sagt: „Ob auf dem Land oder in der Stadt: Für die Zentren der Zukunft geht es darum, der Mittelpunkt des Gemeinschaftslebens zu sein. Damit das gelingt, hilft es nicht, über Leerstände zu jammern – Kommunen, Händler und Eigentümer müssen die Herausforderungen annehmen und handeln. Wesentlich dabei ist, die Menschen vor Ort nach ihren Wünschen zu fragen. Bei einer solchen Umfrage haben beispielsweise Lüchow, Wustrow und Clenze weit über 1 000 Antworten erhalten. Ergebnis: Priorität haben verkehrsberuhigte Zonen und sichere Radspuren. Außerdem wünschen sich die Menschen mehr Grünflächen und Begegnungsstätten. Das kann ein attraktives gastronomisches Angebot sein, Spielplätze in den Zentren und multifunktionale Plätze, die beispielsweise tagsüber Orte der Erholung sind, auf denen Menschen sich sonnen oder picknicken und auf denen abends Theater, Freilichtkino oder eine politische Debatte stattfinden können. In leer stehende Geschäfte könnte mit gemeinnützigen Kultur-, Begegnungs- und Beratungsstätten oder Wohnraum neues Leben einziehen.”
Vereinsleben braucht lokale Geschäfte
Momentan wirbt Hensel für die Initiative „Heimat shoppen“ für den gesamten Landkreis Lüchow-Dannenberg. „Heimat ist Gefühl, ist unser Zuhause. Mit unserer Heimat fühlen wir uns fest verbunden. Hier wachsen unsere Kinder auf, gehen zur Schule, in den Sportverein oder zur Musikschule. Hier kennen wir jeden Winkel. Hier kennen uns die Nachbarn, hier halten wir einen Schnack über den Zaun und fühlen uns einfach wohl. Auch unser Lebensmittelhändler, der Bäcker und der Fleischer um die Ecke, das Fotogeschäft gegenüber, das Wolllädchen im Nachbarort oder der Schuster und die Modeboutique, in der wir mit Namen begrüßt werden, prägen dieses Bild von der Heimat. Lebens- und liebenswerte Orte und ihre Orts- und Stadt(teil-)zentren sind es wert, erhalten und gestärkt zu werden. Aber das geschieht nicht von allein, und es geschieht nicht zum Nulltarif. Wir müssen uns engagieren“, betont Hensel. Und auch die Kunden können durch ihren Einkauf vor Ort und durch die Nutzung der Internetangebote ihrer örtlichen Händler ihr eigenes Lebensumfeld für die Zukunft selbst und aktiv mitgestalten.
Der Startschuss für die „Heimat shoppen“-Aktionstage 2023 ist der 8. und 9. September. Aber auch an weiteren Tagen können besondere Erlebnisse und Veranstaltungen stattfinden. Die Initiative ist im Jahr 2014 von der IHK Mittlerer Niederrhein ins Leben gerufen worden. Auch in diesem Jahr wollen die Teilnehmer mit zahlreichen Aktionen darauf aufmerksam machen, dass die Kunden durch ihren Einkauf vor Ort ihr eigenes Lebensumfeld selbst mitgestalten können.
„Heimat shoppen“ bedeutet einkaufen bei Nachbarn und Freunden: Gute Beratung und Service steigern die Kundenzufriedenheit. „Wer kann Sie besser beraten als jemand, der weiß, was Sie wünschen? Weil er Sie persönlich kennt, weil er dort lebt, wo Sie leben“, betont Thorsten Hensel.
„Heimat shoppen“ unterstützt zudem Veranstaltungen, Vereine und Initiativen: Vereinsleben braucht lokale Geschäfte, denn die Organisatoren von Veranstaltungen und Gemeindefesten erhalten oft finanzielle Unterstützung von lokalen Unternehmen. Das bedeutet: Mit jedem Einkauf und mit jedem Gaststättenbesuch vor Ort unterstützen Sie gleichzeitig auch Brauchtum und Bürgerengagement in Ihrer Heimat.
Auch sichert „Heimat shoppen“ Arbeit und Ausbildung: Gemeinsam sind Geschäfte und Gastronomiebetriebe einer der größten Arbeitgeber vor Ort und einer der größten Berufsausbilder. Mit jedem Einkauf tragen Sie dazu bei, dass es auch so bleibt und jungen Menschen eine wirtschaftliche Perspektive in der Heimat geboten wird. So bleibt Ihre Gemeinde jung und lebendig. Denn schließlich machen nicht nur Gebäude und Geschichte einen Ort besonders: Auch die Vielfalt der Einkaufsmöglichkeiten und die Besonderheit der Gastronomie prägen die Gemeinde. „Je mehr unsere Kunden diese Angebote nutzen, desto attraktiver und lebendiger wird unsere Stadt.“
Außerdem stärkt „Heimat shoppen“ die Gemeinden: Jeder Euro, der innerhalb der Gemeindegrenzen fließt, nutzt der Heimat, denn Einzelhändler und Gastronomen zahlen Gewerbesteuer. Diese Steuer ist die wichtigste Einnahmequelle der Kommunen. Somit stärken die Kunden mit jedem Einkauf oder Restaurantbesuch die wirtschaftliche Grundlage ihres Ortes. Ziel der Aktion ist es letzlich, die Einwohner, Kunden und Gäste in einer Zeit deutlich veränderten Verbraucherverhaltens auf die Bedeutung der Innenstädte, Ortskerne und Stadtteilzentren und ihre aktuellen Herausforderungen hinzuweisen.