Vortrag über kriminelle Machenschaften
rhy Dannenberg. Der Weiße Ring, mit Hauptsitz in Mainz, steht seit 1976 Opfern von Straftaten zur Seite. Häufig stehen vor Gericht die Täter im Vordergrund, weniger die Opfer.
Horst Göbel (66), ehrenamtlicher Außenstellenleiter in Lüchow-Dannenberg mit 40-jähriger Erfahrung als Kriminalbeamter weiß, wovon er spricht. Sein Vortrag „Betrug im Alter“ beim jüngsten Seniorenfrühstück im Mehrgenerationenhaus fand großen Anklang. 15 Senioren waren gekommen, um sich zu informieren. Zwölf Frauen und drei Männer führten schon im Vorfeld angeregte Gespräche – etwa zum Thema Werbeanrufe. In Gesprächsfetzen ist zu hören: „Bei Telefonnummern, die ich nicht kenne, gehe ich entweder nicht ran oder lege sofort auf.“ Später wird gefragt: Wie ist das mit Anrufen, wenn es heißt: „Wir gratulieren, Sie haben gewonnen?“ „Am besten auflegen“, sagt Göbel. Er selbst habe schon so viele Millionen angeboten bekommen. Er berichtet aus seinen Erfahrungen: Eine Witwe möchte ihrem an Krebs gestorbenem Mann den Wunsch erfüllen, zwei bis drei Millionen an eine karikative Organisation zu spenden, ob er da helfen könne. Ein anderer Fall: Ein angeblicher Bankbeamter, der aus dem Ausland eineinhalb Millionen geerbt habe, suchte jemanden, der für ihn per Link-Klick das Geld abhebt, danach würde er zur Belohnung einen Teil der Millionen erhalten.
Es trifft nicht nur Senioren, auch Jüngere fielen auf Tricks rein. Allen aber sei gesagt: „Verlassen Sie sich auf Ihr Gefühl, meist trügt es nicht.“ Bekannte Enkeltricks, bei dem sich Trickbetrüger am Telefon als nahe Verwandte ausgeben, ließen sich fix überprüfen, in dem man sofort Enkel oder Tochter anriefe und kläre, ob zum Beispiel wirklich ein selbst verursachter Unfall stattgefunden habe, der zu einem Gefängnisaufenthalt führe, wenn nicht sofort in bar eine Summe hinterlassen wird, die zwei Beamte abholen würden. Im „richtigen Leben“ würde niemals eine Polizeistreife vorbeikommen, um Geld zu kassieren. Das Problem: Viele ältere Menschen seien alleine, vereinsamt und hilflos, freuen sich, dass endlich mal jemand anruft und lassen sich leicht blenden.
Früher gab es „Kaffeefahrten, um irgendeinen Blödsinn zu verkaufen“, so Göbel. Heute suche man Menschen per Liste aus dem Internet oder aber auch ganz einfach aus dem Telefonbuch. Gezielt werde nach Vornamen gesucht, die auf ältere Jahrgänge deuten. Datenhandel sei heutzutage ein großes Geschäft; auch Firmen, unter anderem OnlineVersandhäuser, können ihre Kundendaten verkaufen. Woher denn aber die Telefonnummern kämen, über die man angerufen wird, so eine Frage unter den Gästen. Im Darknet etwa ließen sich beliebige Telefonnummern zusammenstellen, weiß Göbel. Auch lukrative Internet-Angebote unbekannter Adressen solle man niemals anklicken, sonst hole man sich einen Trojaner, der Malware im Computer installiert oder Passwörter ausliest.
Insgesamt rät Göbel: „Seien Sie nicht gegen jeden misstrauisch, nutzen Sie Ihren guten Menschenverstand!“ In der Runde aber sind sich die meisten einig, dass man nicht misstrauisch genug sein kann. Womit eine fast heitere Diskussion über das Bitten an der Haustür nach einem Glas Wasser oder die Benutzung der Toilette entsteht. Einige haben damit gute Erfahrungen gemacht und de facto darf laut des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) auch niemandem der Toilettengang verweigert werden.
Es gibt viele weitere Tricks und Betrügereien, die nicht alle genannt werden konnten. Der Weiße Ring sei immer bereit, zu helfen. Die Opferhelfer arbeiten ehrenamtlich, der Verein generiert sich durch Beiträge und Spenden. Daher hoffte Göbel am Ende seines Vortrags auch auf neue Mitgliedsanträge.