BI „Lkw raus“ in Dömitz gegründet
rs Dömitz. In der Dömitzer Altstadt liegen bei vielen Bürgern seit vielen Jahren – Ansässigen wie Zugezogenen gleichermaßen – wegen des durchfahrenden Schwerlastverkehrs die Nerven blank. Vor allem an der Bundesstraße 195, die von Norden durch die Schweriner-, Tor-, Fritz-Reuter-, Wall- und Werderstraße mit zahlreichen Kurven führt, von Süden durch die Werder-, Friedrich-Franz-Straße, den Slüterplatz, die Tor- zur Schweriner Straße, klirren vielfach die Gläser in den Schränken, wenn ein Lkw über das Pflaster durch die Festungsstadt rollt. Das Problem ist kein neues: Quasi seit der Grenzöffnung ist der Schwerlastverkehr Thema in der Festungsstadt. Neu ist jedoch die Gründung einer Bürgerinitiative (BI) mit dem Namen „Lkw raus“, die seit Kurzem mit Plakaten auf sich und ihre konkreten Belange aufmerksam macht.
Initiator der BI ist der Dömitzer Reimund Scheper, der seit Ende der 1970er-Jahre an der Fritz-Reuter-Straße ansässig ist. Am 18. August 2020 habe er „mal wieder Bluthochdruck“ wegen der Schwerlastproblematik im Ort bekommen, hatte daraufhin binnen eines kurzen Rundgangs über 50 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern der Altstadt gesammelt, die er wenige Tage später in einer Stadtvertreterversammlung übergeben hatte, um Einfluss auf die Situation zu nehmen. Aber auch die weiteren Anläufe hätten bis dato zu keiner befriedigenden Stellungnahme geführt. Als Schlusssatz unter den Antworten habe lediglich gestanden, dass sein „Anliegen keine Aussicht auf Erfolg“ habe. Weil nun über ein Jahr vergangen war, die Unterschreibenden nach Ergebnissen fragten, habe Scheper am 3. November auf dem Kirchplatz eine Inforunde veranstaltet, wozu abermals über 50 Bürger und Bürgerinnen anwesend waren. Daraufhin habe man beschlossen, im Rahmen der Selbsthilfe die BI gegen den Verkehr von Fahrzeugen über 7,5 Tonnen zu gründen, zu deren erster Sitzung am 18. November sich sieben Aktive einfanden. Ihre erste Aktion war das Verteilen von Flyern und das Aufhängen von Plakaten – finanziert aus Privatmitteln. Am Donnerstag traf man sich erneut und plante kreative Ideen. Das grundsätzliche Problem ist, dass es sich bei der genannten Streckenführung um eine Bundesstraße handelt, die für den allgemeinen Verkehr freigegeben ist, man seitens der Gemeinde nicht so einfach in den Verkehr eingreifen kann, allenfalls eine Umleitungsempfehlung aussprechen könne. Infolge früherer Bürgerbegehren wurde diese 2011 teilweise in eine Tempo-30-Zone umgewidmet. Doch daran werde sich vielfach nicht gehalten. Zudem biete die Trasse für Brummi-Fahrer vielfach eine Abkürzung. „Und wer abkürzt, der hat es auch meist eilig“, so Scheper, der von einer abnehmenden Lebensqualität im Stadtkern berichtete. Die Geschwindigkeit der Fahrzeuge über 7,5 Tonnen, vor allem aber deren Last, sei auch dem Tourismus und der Bausubstanz abträglich. Auch habe es bereits einige Unfälle im Stadtgebiet mit Beteiligung von Lkws gegeben – zuletzt am 14. Oktober an der Torstraße.
Schon die einstige Bürgermeisterin Renate Vollbrecht hatte gefordert: „Die Tonnage muss raus aus der Stadt.“ Und auch der amtierende Bürgermeister, Reinhold Suhrau, hat in seinem UWG-Wahlprogramm den Punkt „Entlastung vom Schwerlastverkehr“ auf der Agenda. Letzterer bekräftigte auf Nachfrage, dass er sich des Themas annehmen werde – etwa durch Korrespondenz mit übergeordneten Instanzen. „Aber es tut sich einfach nichts“, moniert Scheper. Eine Ausweichtrasse wäre die beste Idee. Nur sei die bereits angelegte Ausweichtrasse L 04, die außerhalb des Stadtgebietes parallel zur Neuen Löcknitz verläuft, stark verschwenkt, zu schmal und ein Ausbau durch eine parallel verlaufende Hauptgasleitung problematisch. „Im Idealfall besinnt man sich der Planungen, die der Verkehrswegeplan Anfang der 1990er-Jahre schon vorsah“, so BI-Mitglied und Stadtvertreter Michael Porep. Darin sei konkret östlich des Stadtgebietes eine Umgehungsstraße mit einer anderen Trassenführung als die der L 04 verzeichnet gewesen.