Das Dilemma der großen Wärme

Klimawandel erschwert die Lagerung von Obst und Gemüse

bm Volzendorf. Sorgfältig in Reih und Glied stehen die Obstkisten aus Holz in den Regalen. An jeder Kiste hängt ein Zettel mit der jeweiligen Apfelsorte, wie Goldparmäne, Glockenapfel oder rheinischer Bohnapfel, daneben der dazugehörige Standort. Einige Kisten sind halbvoll, andere fast leer. Vor der Tür des Apfellagers stehen Eimer mit fauligem Kernobst. „Die führen wir wieder der Natur zurück“, erklärt Hannes Jung vom Apfelverein Lemgow/Woltersdorf. Der Volzendorfer kennt sich gut aus mit Obstbäumen – insbesondere mit Äpfeln. Seit etwa fünf Jahren betreut er die Apfelbäume, die zum Apfelverein gehören und in und um den Lemgow herum verteilt sind. Äpfel liegen ihm am Herzen. Als gelernter Obstbaumpfleger schneidet er die Bäume regelmäßig, beschützt sie vor Frost und zu viel Wärme und hat stets ein Auge auf die Entwicklung des Kernobsts. Die zunehmend warmen Spätsommer- und Herbsttemperaturen machen ihm Sorgen. „Es ist zu warm, die Äpfel halten nicht so lange wie sonst. Wir haben ein sogenanntes Naturlager, das heißt, die Äpfel liegen in einem separaten Raum ohne besondere Technik, wie beispielsweise in der indus­triellen Lagerung, wo sogenannte CA-Lager genutzt werden. Das sind gasdichte Kühllager, in denen die Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf einem konstanten Niveau gehalten werden, die aber sehr viel Energie verbrauchen.“

Bisher habe es mit dem Naturlager sehr gut funktioniert, aber die warmen Temeperaturen hätten so manchen Apfel schon weit vor Erreichen des Frühjahrs verfaulen lassen. „Die immer länger werdenden Wärmeperioden bis in die Erntezeit hinein fordern ihren Tribut. Es verschiebt sich alles.“ Alternativ habe man auch eine Lagerung im Keller versucht, aber auch dort sei es zu warm gewesen. „Selbst, wenn die Äpfel vorher heruntergekühlt werden, ist es schwierig.“

Ähnlich sei es mit dem Gemüse bei der benachbarten SoLaWi Volzendorf, wie Soph Rauch informiert. „Im Grunde haben wir die gleichen Probleme. Wenn es zu warm ist, werden viele Sorten weich. Was sich gut hält, sind Zwiebeln, Kartoffeln und Pastinaken. Aber diese großen Temperaturschwankungen machen dem Gemüse genauso zu schaffen. Man kann sich nur schwer drauf einstellen“, erläutert die Gemüsegärtnerin. Hannes Jung hat historische Lagerungstechniken studiert. „Aber die Bedingungen ändern sich.“ Folgen des Klimawandels habe er bereits in den vergangenen fünf Jahren, in denen er in Volzendorf lebt, bemerkt. „Auch, was das Wachstum der Bäume betrifft, bin ich besorgt. Die sich verlängernden Wachstumsperioden führen dazu, dass die Triebe nicht richtig verholzen. Wir wissen noch nicht, wie die Bäume damit umgehen können.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert