„Down under“ sogar japanisch gelernt

Whalewatching, Wandern, Wassersport: Matteo Hansl war fünf Monate Schüler in Australien

bv Damnatz. Der 17-jährige Matteo Hansl aus Damnatz, Schüler am Fritz-Reuter-Gymnasium in Dannenberg, hat ein halbes Jahr als Austauschschüler im Ausland verbracht – im fernen Australien. Japanisch lernen, Whalewatching und Tauchen am Great Barrier Reef: Was ihn „down under“ am meisten beeindruckt hat, berichtet er im Interview. Die Fragen stellte Redakteur Björn Vogt.

Matteo, wo warst du im Ausland, und wie lange warst du da?

Ich war in Australien an der Ostküste, in der Stadt Brisbane. Dort habe ich fünf Monate, seit dem Start der Osterferien bis Ende der Sommer­ferien 2022, gelebt.

Hast du bei einer Familie gelebt? Wie war das?

Ich habe bei meiner Tante, ihrem australischen Lebensgefährten und meiner kleinen Cousine gelebt. Es hat sich genau wie das Leben zuhause angefühlt, nur mit anderen Konstellationen. Sie haben sich super um mich gekümmert, ich habe mich sehr gut mit ihnen verstanden. Sie haben mir sehr viele Dinge ermöglicht, die ich sonst wahrscheinlich nicht hätte machen können. Wir waren viel am Wochenende unterwegs. Zum Beispiel war ich in Sydney, in Melbourne, an der Gold Coast und am Great Barriere Reef zum Schnorcheln und Segeln. Mit meiner kleinen Cousine (drei Jahre) habe ich gerne gespielt und mich um sie gekümmert.

Welche Schule hast du besucht?

Die Balmoral State High School. Dort haben wir Englisch gesprochen und ich habe und Japanisch als zweite Fremdsprache belegt. Mit meiner Cousine habe ich teilweise Deutsch gesprochen, oder ich habe ihr vorgelesen – sie soll ihr Deutsch trainieren.

Warum warst du in Australien? Was hat dich interessiert?

Ich wollte Englisch lernen, ein anderes Land kennenlernen, neue Eindrücke sammeln. Da wir Verwandte in Australien haben, bestand für mich die Möglichkeit. Derzeit besuche ich die 12. Klasse des Fritz Reuter-Gymnasium, damals war ich in der 11. Eigentlich wollte ich schon viel früher los, aber wegen Corona musste ich fast anderthalb Jahre warten. Dann war es die letzte Möglichkeit vor der Abiturphase.

Wie war der Unterricht?

Nach zwei Wochen hatte ich mich ans Englisch gewöhnt. Ich besuchte dort die 12. Klasse, das wurde mir von der australischen Schulbehörde sowie von unserer Betreuerin empfohlen. Es wird viel mit Laptop gearbeitet, jeder brauchte einen. Die Unterrichtsorganisation läuft fast ausschließlich online und es gibt oft Einzelarbeit, weniger Hausaufgaben. Es werden keine Arbeiten (Klausuren) geschrieben, außer in Mathe, sondern sogenannte Assignments. Man hat drei Wochen Zeit, dann muss man abgeben. Das Ganze ist eher wissenschaftlich ausgerichtet.

Kannst du beziffern, was so ein Austauschhalbjahr – auch von schulischer Seite – kostet?

Die Schulgebühren für zwei Terms (Vierteljahre, eines war bei mir anteilig) betrugen 3 900 Euro, plus 130 Euro Versicherung, dazu kommen das Visum (420 Euro) und Flugkosten (1500 Euro), zusätzlich empfohlen ist eine private Krankenversicherung (270 Euro). Plus Taschengeld. Da haben rund 90 Euro pro Woche für Ausflüge, Essen, Hobbies und Inlandsflüge ausgereicht. Außerdem musste ich die Schuluniform kaufen – Teile konnte ich leihen. Ein Vorteil war, dass meine Tante kein Geld für Unterbringung und Verpflegung wollte. Es mussten daher nur die Kosten für den Schulaufenthalt an einer staatlichen Schule bezahlt werden.

Musst du das Schuljahr in Deutschland wiederholen?

Ich war nur ein Halbjahr weg, und dort war ich anderthalb Terms – das Schuljahr in Australien ist in vier Terms eingeteilt. Das Halbjahr hier musste ich nicht wiederholen. Ich musste der Schule hier aber nachweisen, dass ich mindestens fünf Fächer belegt habe – Mathe, eine Naturwissenschaft, Englisch, zweite Sprache, eine Gesellschaftswissenschaft – und diese auch bestanden habe. Das fehlende Halbjahr in Latein musste ich nach­machen.

Was hat dich beeindruckt?

Der Schulspirit, das Wetter, die Natur, der Lebensstil, die Menschen. Das Whalewatching und das Segeln waren ebenfalls Highlights.

Was war ganz anders als bei uns im Wendland?

Brisbane ist eine Großstadt. Ich habe eine Schuluniform getragen, und war in einem besonderen Sportkurs (Football Acadamy) – vier Mal die Woche. Da gab es auch viel Theorie – Gesundheitskunde. Die Schülerschaft ist über alle Klassen hinweg in vier so genannte Häuser eingeteilt, von der niedrigsten bis zur obersten Klasse, das stärkt den Zusammenhalt untereinander. Es gab mehrere Feste, an denen die Häuser gegeneinander angetreten sind. Das waren immer Highlights meines Aufenthaltes.

Kannst du einen typischen Tagesablauf beschreiben?

Aufstehen: 7 Uhr; Fertigmachen zur Schule; zehn Minuten Fußweg zur Schule (Beginn 8.45 Uhr); Schule bis 14.45 Uhr; Mittagessen (Zuhause); Treffen mit Freunden oder andere Hobbys (meist Fitnessstudio); Abendessen mit der Familie (18 Uhr) danach noch mit meiner Cousine spielen. Dann später ins Bett gehen oder noch einen Film schauen.

Wie schwer fiel es dir, dort „anzukommen“?

Nicht schwer, die ersten zwei Wochen waren ein wenig gewöhnungsbedürftig, danach war alles gut.

Wie schwer fiel es dir, dort wieder abzureisen?

Sehr! Ich vermisse die „zweite“ Familie und neu gewonnene Freunde und das Land generell. Ich hatte mich gerade erst richtig eingewöhnt, eigentlich müsste man länger bleiben! Freunde und Familie hier wiederzusehen, machte es allerdings leichter.

Was hast du dort vermisst?

Familie, Freunde, manchmal die Ruhe des Wendlandes.

Was vermisst du nach deiner Rückkehr aus deinem Austauschjahr?

Meine „Homestay Family“, Freunde, die Schulatmosphäre, Natur, Wetter, Stadt.

Konntest du Kontakte knüpfen, mit denen noch in Verbindung stehst?

Ja, ich habe zahlreiche Freunde, mit denen ich über social media und WhatsApp in Kontakt stehe. In den Ferien habe ich einen Mate in Berlin getroffen, der wegen eines Sportstipendiums in Europa war.

Wie fällt dein Fazit aus? Würdest du anderen empfehlen, ein Austauschjahr zu machen?

Ja, das ich kann nur empfehlen, wenn man dazu die Möglichkeiten hat. Es hat mir sehr viel gebracht – zum einen, um mein Verständnis für andere Länder und die Welt zu verbessern, und zum anderen auch, um Kontakte zu knüpfen, neue Leute kennenzu­lernen und die Sprache zu lernen.

Wie geht es bei dir weiter?

Ich plane mein Abitur zu machen – voraussichtlich 2024. Bisher habe ich noch keine konkrete Idee, was ich danach studieren oder beruflich machen möchte. Ich würde gerne für länger nach Kanada, und nach dem Abitur erneut nach Australien. Später im Leben kann ich mir gut vorstellen, auszuwandern.

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