Ein Bufdi aus Leidenschaft

Jan Jahrend arbeitet bei der Tafel in Lüchow / Jobwunsch Ga-La-Bau

bv Lüchow. Alter Bahnhof Lüchow, ein verregneter Freitagnachmittag. Jan Jahrend schiebt einen mit Lebensmitteln voll bepackten Rollwagen aus dem Kühllager der „Tafel“, die in dem verwitterten Backsteingemäuer untergebracht ist, zwischen Moschee und Schulungsräumen der DAA. Er wird die Waren gleich im Vorraum in die Regale und einzelne Kisten einsortieren, gemeinsam mit Schülerinnen aus Lüchow. Die Kisten werden den Kunden der Tafel am Sonnabendvormittag vor dem Bahnhof angeboten – wegen Corona. Vorher konnten die Nutzer auch selbst auswählen, wie in einem Laden. Heute dürfen sie, was sie nicht benötigen, untereinander tauschen. Eine Kiste kostet zwei Euro, der Inhalt ist ein Vielfaches wert. Genutzt werde er im Durchschnitt von dreieinhalb Personen, in Lüchow werden zurzeit jeden Freitag rund 70 Kisten ausgegeben.

Neben Lüchow werden Waren auch in Dannenberg und Hitzacker ausgegeben. „Im Moment müssen wir die Waren draußen fast kontaktlos weiterreichen“, berichtet Sabine Rüdiger, Vorstand bei der Tafel Lüchow-Dannenberg. Akquise, Verteilung und Ausgabe der Lebensmittel: viel Arbeit, die von Freiwilligen erledigt wird. Während die einen montags, donnerstags und freitags die Geschäfte in Clenze, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow und Gartow abfahren und die Lebensmittel einsammeln, packen andere freitags die Kisten, die am Sonnabend wieder andere Helferinnen und Helfer ausgeben. „Dafür haben wir zwar 70 Ehrenamtliche, aber wir brauchen eine Konstante“, betont Sabine Rüdiger: „Und das ist im Moment unser Bufdi Jan.“ Der 26-Jährige strahlt ob so viel Lob. Er sei „sehr zuverlässig, sehr eigenständig – er hat Schlüsselgewalt – und ordentlich. Er hat eine Vollzeitstelle. Er tankt das Auto, stellt den Müll raus, räumt das Lager auf. Er fährt auch mal eine Extratour in die Nachbarkreise und macht sauber“ – alles Tätigkeiten, die die Ehrenamtlichen nicht leisten können. Jahrend aber mache das mit Leidenschaft. „Hier muss man auch ordentlich mit anpacken, wir bewegen einiges an Tonnen jede Woche.“

„Man kann den Bundesfreiwilligendienst von 16 bis 65 Jahren machen, man bekommt ein Taschengeld und ist sozialversichert.“ Das mache die Stelle für einige interessant, so auch für den Kolborner Jan Jahrend, der mal Tischler gelernt, in dem Beruf aber nicht arbeiten könne. „Das hat mir absolut keinen Spaß gemacht, ich habe die Gesellenprüfung aber noch absolviert.“ Wie sind Sie Bufdi geworden? „Mein Nachbar hat mir das vorgeschlagen. Er arbeitet hier mit. Ich habe einen Probemonat absolviert und sofort Lust bekommen, weiterzumachen. Eigentlich macht man nur zwölf Monate Bufdi, ich konnte auf 18 Monate verlängern.“ Sein Traum wäre eigentlich Lkw-Fahrer, dazu müsse er aber einen Betrieb finden, der ihn einstellt. Die Kosten für den Führerschein übernimmt die Agentur für Arbeit. Am liebsten jedoch würde er „mit Freischneider und Motorsäge“ arbeiten, im Garten- und Landschaftsbau, gerne an der Straße. Da seien die entsprechenden Stellen aber rar gesät. Auf jeden Fall will Jan auch nach dem Ende seiner Bufdi-Zeit ehrenamtlich bei der Tafel weiterarbeiten.

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