Ein Dorf sieht bunt

Groß Heide bastelt „Kreuze ohne Haken“

bv Groß Heide. Im WhatsApp-Dorf-Chat ging es vor einigen Tagen hoch her. Die Idee: „Wollen wir ,Kreuze ohne Haken‘ im Dorf aufstellen?“

Binnen Minuten war klar: Die Groß Heider wollen das. Sie wollen aktiv zeigen, dass in dem kleinen Dorf an der K1 zwischen Lüchow und Dannenberg kein Platz für rechtes Gedankengut ist. Denn am Dorfrand wird ein großer Hof verkauft – ein potenzielles Tummelplätzchen für völkische Siedler, so befürchten einige Dorfbewohner. „Dagegen wollen wir rechtzeitig ein Zeichen setzen und klar machen, dass so etwas hier nicht willkommen ist“, betont die Initiatorin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Ein Mann, der streichen hilft und ebenfalls anynom bleiben will, betont, dass er die Aktion vorher nicht kannte. „Mir ist ein solches Kreuz in Prabstorf aufgefallen. Das hat mir gut gefallen. Und: Man muss ja irgendwo anfangen.“ „Jedes Dorf sollte sich nun positionieren und klare Kante zeigen“, pflichtet ihm die Initiatorin bei.

Unter der Bezeichnung „Kreuz ohne Haken“ betreibt die Gruppe „Beherzt“ Aufklärung gegen einen Rechtsruck in Deutschland und für Toleranz und Vielfalt. Anlass ist das Bekanntwerden von völkischen Siedlern in den Dörfern des Nachbarkreises Uelzen und in Lüchow-Dannenberg. Das Kreuz ähnelt dem der Atomkraftgegner, nur das ein Balken lila statt gelb ist.

An einem Sonnabendvormittag versammeln sich die Dorfbewohner in der Werkstatt von Ludwig Rehe alias Nose. Der Graffitikünstler stellt sein Atelier zur Verfügung. Viele fleißige Hände packen mit an, streichen die Bretter in helllila und gelb. Den Schriftzug „Für Vielfalt – Kreuz ohne Haken“ entwirft Rehe neu. Auch, damit man es besser lesen kann. Vorbild für die Kreuze waren die aus dem Kreis Uelzen. Die dortigen Kreuze verwenden das Kennzeichen UE, auf ihnen steht „fUEr Vielfalt – Kreuz ohne Haken“. In Groß Heide fasst auch der bekannte Comedian Moritz Neumeier mit an. Er ist begeistert von der Aktion. „Wir werden dem, was gerade im Landkreis passiert, nur Herr, wenn sich die Anwohner gegenseitig versichern, dass sie nicht alleine sind mit dem Wunsch, dass bestimmte Menschen nicht in unserem Dorf auftauchen.“ Neumeier findet: „Es ist ein gutes Zeichen, dass wir heute mehr Kreuze bauen, als Menschen hier sind, weil die Nachfrage so hoch ist. Jeder aus dem Dorf, der davon gehört hat, möchte ein solches Kreuz haben – das ist ein gutes Gefühl.“

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